Beim Ticketskandal, der jetzt, so kurz vor Ende der WM, nach monatelangen Ermittlungen der brasilianischen Behörden aufgeflogen ist, geht es nicht um Plätze am Juchee der Stadien. Der Schwarzmarkt wurde in diesem Fall nicht vorwiegend mit Eintrittskarten gespeist, die maximal ein-, zweihundert Euro kosten - die Gewinnspanne wäre zu gering, als dass ohnehin gemachte Männer daran ihre kriminelle Energie verschwendeten. Die Kartenkategorie, mit der der Hauptverdächtige wohl nicht nur offiziell gehandelt hat, umfasst neben einem VIP-Sitz auch einen reservierten Platz in einer stadioneigenen Suite, edelste Verpflegung, Betreuung durch mehrsprachige Hostessen, ein Erinnerungsgeschenk et cetera.

In dieser, nun ja, Matchatmosphäre pflegen sich auch die Granden des Fußballweltverbandes Fifa, nicht zuletzt Präsident Joseph S. Blatter, wohlzufühlen. Ebenso, wie sich in der monopolistischen Atmosphäre des gemeinnützigen Vereins vom Zürichberg allerlei Gelichter wohlzufühlen scheint. Natürlich wird auch bei diesem Skandal keine rauchende Pistole unter dem Polster des guten Gewissens zu finden sein, auf dem Blatter ruht. Dass einer seiner Neffen die Mutter jener Firma führt, die nun einen ihrer Topmanager im Netz der ermittelnden Behörden zappeln sieht - geschenkt. Die Fifa gelobt umfassende Kooperation. Aus ihren Aussendungen trieft Empörung über die Schlechtigkeit der Welt. Dabei treibt ihr Sumpf nur Blüten. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 9.7.2014)