Gerald Matt, der Dandy des Kunstbetriebs, versuchte einmal zu intervenieren. Er wollte nicht in der Zeitung lesen müssen, dass er einst, bevor er erfolgreich unter der SPÖ-Flagge segelte, für die FPÖ gearbeitet hatte.

Aber dann hat ihn, wie Gerald Matt schreibt, "der Wiener Kulturstadtrat, der weder für Mut noch Entscheidungsstärke bekannt ist, im Regen stehen" gelassen: Andreas Mailath-Pokorny stimmte 2012 seiner Ablöse als Langzeitchef der kommunalen Kunsthalle zu. Enttäuscht ist Matt aber nicht nur von der SPÖ: Er sei "Zielscheibe der Intrigen und Verleumdungen eines grünen Neidpolitikers" geworden. Jetzt dockt Matt wieder dort an, wo er begann - zumindest in der Diktion. Denn der Neo-Boulevard-Journalist stilisiert sich als (Nimmer-) Richter der Kultur:

"Wo künstlerisches Mittelmaß langweilt und kulturpolitische Unfähigkeit, Feigheit, Vernaderung, Freunderlwirtschaft und Verschwendung der Kunst das Leben schwermachen, da wird es unbarmherzige Kritik hageln." Ab morgen also wird in Heute zurückgeschrieben. Die Selbstdarstellung zum Auftakt - die ersten drei Sätze beginnen mit Ich, Ich, Ich - beinhaltet auch Fotos: Matt mit Wurm, Matt mit Manson. Aber hat wirklich Matt diese Sätze geschrieben? Er bediente sich ja früher gerne eines Ghostwriters. Und Mölzer hätte es nicht besser formulieren können. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 12./13.7.2014)