Graz - Deutlicher und brutaler kann der Fingerzeig für die weststeirische, alte Industriestadt Voitsberg nicht sein. Spitalslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) zerstreute jetzt jegliche Hoffnung: Die Geburtenstation im dortigen Spital bleibe geschlossen. Im Gegenzug werde die Spitalsversorgung den demografischen Realitäten des Bezirkes angepasst. Voitsberg werde zu einem "Zentrum für Geriatrie" ausgebaut, sagte Landesrat Drexler am Freitag.

"Bei allem Verständnis für die Betroffenen, man muss die demografische Entwicklung zur Kenntnis nehmen, die Zahl der über 65 Jahre alten Patienten in der Region hat sich in den letzten Jahren vervielfacht", assistierte der Vorstandschef der steirischen Krankenanstaltengesellschaft, Karlheinz Tscheliessnigg.

Der Bezirk und die Opposition im Landtag wollen dennoch nicht aufgeben. Denn werdende Mütter müssten jetzt zur Geburt nach Graz oder Deutschlandsberg auspendeln. Die Bürgermeister fühlen sich von der Landespolitik "überfahren", die Grünen sprechen von einem "Wortbruch" Drexlers. Dessen Vorgängerin Kristina Edlinger-Ploder war übrigens im Zuge der politischen Nachwehen der Schließung der Geburtenstation - nicht ganz freiwillig - zurückgetreten. Seither ist sie "einfache" Landtagsabgeordnete und nun als Vizerektorin der Grazer Med-Uni im Gespräch.

Für Drexler und die Kages ist die Sache jedenfalls unumkehrbar. Voitsberg bleibe geschlossen - genauso wie die Geburtenstationen in Wagna und Bruck. In diesen Spitälern habe es schlicht zu wenige Geburten gegeben, mit weiter sinkender Tendenz. "Alle unsere Untersuchungen haben eindeutig ergeben, dass die Qualität der Geburten mit der Anzahl steigt" , sagte Drexler. Es habe, seit die Stationen geschlossen wurden, keine Notfälle bei Geburten gegeben. Es stünden jetzt nahegelegene Spitäler mit höherer Geburtenfrequenz zur Verfügung.

Drexler und die Kages-Chefetage stellten im Umfeld der Voitsberg-Debatte auch die aktuelle Evaluierung der neuen Spitalslandschaft, die eine Zentrierung auf Schwerpunktspitäler vorsieht, vor. Die neue Spitalstruktur habe sich bewährt, durch vorgelagerte neue Tageskliniken sei der stationäre Bereich entlastet worden, mehr als 300 Betten wurden abgebaut. Es seien zudem sechs Millionen Euro eingespart worden.

Im Standard-Gespräch musste Drexler allerdings einräumen, dass die Spitalsreform an den Bundesländergrenzen haltgemacht habe. Obwohl vom Umbau die grenznahen Spitäler in Kärnten, Burgenland oder Salzburg essenziell betroffen sind. Hier fehle es noch an konkreten Abstimmungen, sagte Drexler. (Walter Müller, DER STANDARD, 12.7.2014)