Bild nicht mehr verfügbar.

Der Quell des Fluglärms. In Wien wurde im Vorjahr ein Rückgang von Beschwerden verzeichnet. Die Gründe dafür sind allerdings umstritten.

Foto: APA/Patrick Pleul

Wien – Gewöhnen sich die Wiener langsam an den Fluglärm? Die Beschwerden darüber sind jedenfalls zurückgegangen. Laut Erich Valentin, dem Umweltsprecher der SPÖ und Vertreter der Stadt Wien im Dialogforum Flughafen Wien, um 400. Im Vorjahr wurden 3034 Beschwerden gezählt, 2012 waren es noch 3435.

Valentin sieht die Statistik als Erfolg. Während sich die Passagierzahlen sogar leicht erhöht hätten, habe es weniger Flugbewegungen am Wiener Himmel gegeben. Dies liege vor allem an Bestrebungen, kleinere Maschinen abzuschaffen und größere im Gegenzug mehr auszulasten.

Martin Tögel von der Bürgerinitiative "Liesing gegen Fluglärm und gegen die 3. Piste" relativiert erwartungsgemäß die gesunkene Beschwerdequote: "Wenn man sich Jahr für Jahr immer wieder beschwert und sich nichts verändert, gibt man irgendwann auf." Die Resignation der Anrainer sei verantwortlich für den Rückgang der Proteste. Von einer Verbesserung der Situation könne nicht die Rede sein, "der Lärm ist sicher nicht weniger geworden", resümiert er. Herbert Hofmann von der Bürgerinitiative "Stop Fluglärm Wien Süd-West" erklärt den Rückgang an Beschwerden mit technischen Problemen: Es habe Umstellungen beim Meldevorgang per Internet gegeben, danach seien vermutlich viele E-Mails ins Leere gegangen. Das Argument, dass weniger Flüge mit größeren Flugzeugen besser seien als mehr kleine Flieger, lässt er nicht gelten.

Neue Maßnahmen geplant

Alle Maßnahmen zur Verringerung der Lärmbelästigung werden seit 2000 im Dialogforum verhandelt und beschlossen. Der Verein wurde im Anschluss an das Mediationsverfahren anlässlich des Flughafenausbaus gegründet. Geschäftsführer Wolfgang Hesina kann den bezifferten Rückgang an Beschwerden bestätigen. Das Dialogforum biete eine Plattform für alle betroffenen Parteien, also auch Bürgerinitiativen, konstruktiv an neuen Schritten zur Lärmeindämmung zu arbeiten.

Die Donaustadt, vor allem Essling, soll laut Valentin durch einen Kurvenanflug entlastet werden. In Liesing wiederum geht es um die Starts. Eine neue Nord-Route mit Rechtskurve soll helfen, weniger oft über dem Stadtgebiet abzuheben.

Für 2014 prognostiziert Valentin wieder einen leichten Anstieg der Beschwerdezahlen. Diese seien insbesondere auf klimatische Verhältnisse, insbesondere Windlagen, zurückzuführen.

Die Routen für eine mögliche dritte Piste in Wien-Schwechat sind noch nicht verhandelt. Auch angesichts der rückläufigen Flugbewegungen habe man dieses Projekt zeitlich nach hinten verlegt, sagt Peter Kleemann vom Flughafen Wien. (Anja Melzer, DER STANDARD, 12.07.2014)