So sehen Sieger aus: Die patagonische Meeresmuschel Meretrix chalcedonica war vor dem Einschlag des Dinosaurier-Killers selten - danach konnte sie sich in der Region breitmachen.

Foto: Martin Aberhan

Berlin - Als vor knapp 66 Millionen Jahren ein gewaltiger Meteorit auf der Erde einschlug, hatte das nicht nur die bekannte Folge, dass alle Dinosaurier mit Ausnahme der Vögel ausstarben. Auch die Ökosysteme im Meer waren von der globalen Katastrophe betroffen. Und sie erholten sich nur langsam, wie das Berliner Museum für Naturkunde berichtet.

Genauer Blick auf eine Region

Paläontologen des Museums untersuchten anhand von Muschel- und Schneckenfossilien aus Patagonien, wie sich die marinen Ökosysteme im frühen Tertiär von dem Schock erholten. Und stellten dabei fest, dass dieser offenbar über einige Millionen Jahre hinweg anhielt: "Wir waren überrascht, dass über einen solch langen Zeitraum nur sehr wenige neue Gattungen entstanden oder aus anderen Gebieten nach Patagonien eingewandert sind", sagt der Hauptautor der Studie, Martin Aberhan.

Die Artenvielfalt blieb über diesen langen Zeitraum hinweg gering - verantwortlich dafür waren laut den Forschern das weitgehende Ausbleiben von Neuentwicklungen und ein Mangel an Einwanderern. "Vermutlich fungierten die Überlebenden wie Platzhirsche, die durch ihre Präsenz und Ressourcennutzung eine erfolgreiche Etablierung neuer Gattungen erschwerten." Die Folge dieser Artenarmut war, dass sich die betreffenden Ökosysteme nur langsam erholten.

"Gewinner der Krise"

Zudem konstatierten die Forscher, dass die überlebenden Tierarten, die nach dem Massenaussterben am häufigsten vorkamen, zuvor meistens selten gewesen waren. Erst nachdem die dominanten Arten am Ende der Kreidezeit ausstarben und somit viele Wettbewerber um Raum und Nahrung fehlten, konnten diese ehemals seltenen Arten aufblühen.

"Das waren die Gewinner der Krise", so Aberhan. "Derartige, lange anhaltende Häufigkeitsschwenks nach Umweltkatastrophen sind wohl weiter verbreitet als bisher angenommen und könnten auch in der aktuellen Diversitätskrise eine Rolle spielen." (red, derStandard.at, 20. 7. 2014)