Mit dieser Kollektion gewann die Britin Katherine Roberts-Wood den mit 15.000 Euro dotierten Jurypreis des Nachwuchsfestivals Its in Triest.

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So sehen Gewinner aus: links hinten und ganz vorne die Kollektion von Zoe Waters, die beiden restlichen Outfits: Matteo Lamandini.

Foto: Its, Peek & Cloppenburg

Auf dem Laufsteg in dem alten Hafengebäude in Triest herrscht Gedränge. Noch einmal hat man sich versammelt, um ein Abschlussbild zu schießen. 42 internationale Mode- und Accessoiredesigner drängen sich auf dem Laufsteg, manche von ihnen mit einem strahlenden Gesichtsausdruck, viele mit einem etwas verkniffenen. Sie alle waren von einer Jury auserkoren worden, zwei Tage lang in Triest ihre Arbeiten zu präsentieren - um damit der eigenen Karriere einen richtigen Schub zu verpassen.

Nur wenige von den 42 Kreativen werden - so viel lässt sich bereits sagen - den Moment auch nützen können. Zu viele Absolventen spucken die Modeakademien in London, Antwerpen, Tokio oder Wien alljährlich aus - und zu wenige Jobs gibt es. Manche von ihnen werden ein eigenes Label gründen und sich mit etwas Glück ein paar Jahre über Wasser halten können. Wirklich sicher ist das aber nicht.

Wichtige Player der Branche

Junge Modedesigner haben es dieser Tage schwer. Die großen Marken dominieren den Markt, jungen Kräften bleiben höchstens ein paar Nischen. Gleichzeitig gab es noch nie so viele Nachwuchswettbewerbe wie heute. Solche, die sich bereits an etwas etabliertere Designer richten (der mit 300.000 Euro dotierte LVMH Prize etwa), und solche, die bereits vorher ansetzen (zum Beispiel der ebenfalls mit 300.000 Euro dotierte Mango Fashion Award). Der Wettbewerb Its in Triest (er wird in erster Linie von Diesel gesponsert) nimmt sich mit Preisgeldern zwischen 1000 und 25.000 Euro vergleichbar bescheiden aus. Zusammen mit dem Wettbewerb im französischen Hyéres gehört er aber zu den einflussreichsten der Branche.

Das hat in erster Linie mit seiner langen Tradition zu tun (heuer ging er in die 13. Runde), aber auch mit der Tatsache, dass sich hier allsommerlich wichtige Player der Branche versammeln. Hier startete zum Beispiel die Karriere des Tirolers Peter Pilotto, in Hyéres jene der Wiener Designerin Ute Ploier. Aus Österreich waren in diesem Jahr in Hyéres die Modemacherin Roshi Porkar dabei, die den Chloé-Preis einstreifte, und in Triest die Accessoiredesignerin Carolin Holzhuber.

Die beiden schillerndsten Namen in Triest lauten allerdings Zoe Waters und Katherine Roberts-Wood. Die beiden Britinnen staubten die beiden Hauptpreise ab, und das vollkommen zu Recht. Erstere präsentierte eine Kollektion, die ein bisschen an die Plissierkunst eines Issey Miyake erinnerte, dabei aber ganz heutig war, Zweitere zeigte eine Kollektion, die ganz auf das Bikerjackett aufgebaut war, diesem durch verschiedene Layerings und den gewieften Einsatz von Zipps aber ganze neue Formen gab.

Tommys Schützenhilfe in Berlin

Auch in Berlin wurde im Juli ein Nachwuchsaward für Jungdesigner vergeben. Bei der Fashion Week kämpften fünf internationale Talente um den Titel "Designer for Tomorrow". Vergeben wird dieser seit 2009 von Peek & Cloppenburg, der Gewinner erhält ein individuelles Förderprogramm, Rat von Mentor Tommy Hilfiger und einem Advisory Board und seine eigene Modeschau bei der nächsten Fashion Week in Berlin. "Designer for Tomorrow" reiht sich damit in die Reihe all jener Wettbewerbe ein, die Großereignisse dafür nutzen, das Scheinwerferlicht auf junge Kreative (und natürlich auch ein wenig auf das eigene Unternehmen) zu lenken.

Am überzeugendsten in diesem Jahr in Berlin: der Italiener Matteo Lamandini mit seiner Herrenkollektion "Zoot Suit". Der Jungdesigner definiert Klassiker der Herrengarderobe wie Mäntel, Anzüge und Hemden neu - mit sehr schmalen Schnitten, unterschiedlichen Karomustern und Schildkappen als Accessoire. Der Träger kann Kleinkariertes mit großen Drucken kombinieren. Inspiriert wird der Stil von den amerikanischen Zoot Suits der 1940er Jahre - Anzügen mit breiten Schultern und nach unten hin schmal zulaufenden Hosen - à la Al Capone.

Das Wichtigste allerdings: Genauso wie Vorgängerin Ioana Ciolacu wird Lamandini im kommenden Jahr eine Kapselkollektion für Peek & Cloppenburg designen und damit auf dem Markt präsent sein. Einen Nachwuchsdesignerpreis zu gewinnen ist nämlich schwer genug. Sich in diesem Business nachhaltig zu behaupten aber noch viel schwerer. (Marietta Adenberger, Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 25.7.2014)