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Im ersten Halbjahr 2014 waren die Nächtigungen in Österreich rückläufig.

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Wien - Österreichs Tourismus ist mit einem Nächtigungsrückgang von 3,8 Prozent konfrontiert. Vor allem ausländische Gäste kamen zwischen Jänner und Mai seltener, insgesamt liegt das Minus hier bei 4,7 Prozent. Am größten ist der Einbruch bei den deutschen Gästen. Das tue besonders weh, weil diese mehr als die Hälfte aller ausländischen Urlauber in Österreich ausmachen, so Klaus Ennemoser, Obmann des Fachverbands für Hotellerie in Österreich, bei einem Pressegespräch.

Der österreichische Tourismus sei sehr stark von den Österreichern selbst und Deutschen abhängig. Ennemoser wünscht sich einen verstärkten Fokus auf Brics-Staaten wie China oder Brasilien: "Es ist sehr gefährlich, alle Eier in einem Korb zu tragen." Doch auch was die Entwicklung der Nächtigungszahlen anbelangt, gilt: "Wien ist anders." Während die Übernachtungen in den Bundesländern zurückgehen, boomt der Städtetourismus.

Blame it on the weatherman

Die schlechten Zahlen aus der Wintersaison schiebt man auf das milde Wetter. Den schwachen Sommerauftakt kann sich auch die Branche nicht wirklich erklären. Im Mai lag das Minus bei insgesamt 14 Prozent, für Juni gibt es noch keine endgültigen Zahlen, eine Erholung ist jedoch nicht in Sicht.

Zum einen habe sich im Juni die Fußball-WM negativ auf die Auslandsreisen ausgewirkt. Bei Großevents blieben die Gäste lieber im eigenen Land, so Ennemoser. Das gelte besonders für die deutschen Urlauber, hier lag der Rückgang im Mai sogar bei minus 27 Prozent. Deutschland selbst sei hier in den letzten Jahren zum Hauptkonkurrenten geworden, die Deutschen würden ihr Land wieder neu entdecken, sagte Ennemoser. Außerdem habe die Reduktion der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent beim Nachbarn einen Investitionsboom in der Hotellerie ausgelöst.

Streit um Feiertage

Eine weitere mögliche Erklärung sind die ungünstig gelegenen Feiertage im Mai. Dem widerspricht jedoch die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV). Bereits bei Bekanntgabe der schlechten Mai-Zahlen meldeten die ÖHV-Präsidenten Michaela Reitterer und Gregor Hoch, dass sie die Feiertage nicht als Erklärung gelten ließen. Pfingsten und Fronleichnam seien heuer nämlich auch in Österreich in den Juni gefallen, bei Nächtigungen von österreichischen Gästen gab es im Mai jedoch ein leichtes Plus. Möglicherweise kristallisiere sich beim Rückgang auch einfach ein Langzeittrend heraus, so Matthias Koch, Geschäftsführer des Fachverbands für Hotellerie.

Die österreichische Hoteliervereinigung plädiert daher für mehr internationale Tourismuswerbung. Auch Ennemoser fordert, dass das Budget für die Österreich-Werbung weiter aufgestockt werden solle. Man habe dieses seit zehn Jahren nicht an die Inflation angepasst. Für Juni erwartet sich der Fachverband für Hotellerie erneut ein Minus, insgesamt hoffe man aber auf ein ausgeglichenes Gesamtergebnis durch einen schönen Herbst.

Onlineportale

Onlinetourismus habe den Markt verändert, so Ennemoser. Zwar sei Privatzimmervermietung in Österreich nichts Neues, dennoch müsse man die Gesetzgebung bezüglich der neuen Modelle wie etwa Airbnb überdenken. Allein in Wien gebe es aktuell über 3.000 Buchungsmöglichkeiten über die Plattform. „Wir freuen uns über neue Märkte, aber wir müssen alle mit den gleichen Waffen kämpfen", so Ennemoser. Es könne nicht sein, dass private Anbieter keine Steuern und Ortsabgaben zahlen und sich nicht an Gewerbeordnung und Brandschutzvorgaben halten müssen.

Insgesamt wird bereits mehr als die Hälfte der Zimmer in Österreich online bestellt, in zwei Dritteln der Fälle über die Website booking.com. Für die österreichischen Unterkunftsgeber bedeutet das große Umsatzeinbußen: Durchschnittlich 15 Prozent müssen sie an Provision an Onlineportale abgeben. (Sonja Spitzer, derStandard.at, 22.7.2014)