US-Dokumentarist Robert Drew 2008 in Wien.

Foto: Matthias Cremer

Sharon – Seinen bekanntesten Film kann man heute getrost als Zeugnis eines Paradigmenwechsels in der Vermittlung von Politik betrachten. Primary, 1960 gedreht, begleitet die demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten Hubert Humphrey und John F. Kennedy durch ihren Vorwahlkampf in Wisconsin. Robert Drew drehte mit leichtgewichtigen 16mm-Kameras – Richard Leacock und Albert Maysles bedienten sie –, es war die Geburtsstunde des Direct Cinema, das einen unmittelbareren Zugang zum Gegenstand erlaubte (und dem medial wendigeren Kandidaten entgegenkam).

Drew, 1924 in Ohio geboren, ein Zweiter-Weltkriegsveteran, kam vom Journalismus. Zunächst Life-Fotograf dehnte er seine Arbeit auf Film aus. Oft wählte er politische Sujets, besonders Kennedy, den er etwa auch in Crisis: Behind a Presidential Commitment begleitete, blieb er verpflichtet. Für Michael Moore war er der Pionier der US-Dokumentarfilmschule. Am Mittwoch ist Robert Drew im Alter von 90 Jahren in Sharon, Connecticut, gestorben. (kam, derStandard.at, 1.8.2014)