Schon als Ministerpräsident und CDU-Chef von Hessen hat Roland Koch stark polarisiert. Nun, da ihn der Baukonzern Bilfinger abservierte, ist Koch natürlich jede Menge Spott und Häme gewiss. So mancher will mit dieser Reizfigur noch eine Rechnung begleichen.

Man muss Koch aber eines zugutehalten: Er hat sich wirklich auf die Brücke gestellt und die Verantwortung für den Konzern übernommen. Andere Ex-Politiker machen es sich als Lobbyisten viel einfacher und verdienen auch gut.

Aus Kochs Scheitern lässt sich auch nicht die Lehre ziehen, dass Politiker generell kein Unternehmen führen können. Es gibt Gegenbeispiele, etwa den ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth (CDU), der nach der Wiedervereinigung das marode DDR-Kombinat Jenoptik an die Börse führte.

Koch ist an seinem eigenen Unvermögen gescheitert, und daher sind die Rufe aus der CDU nach seinem Comeback aufgrund seines angeblichen wirtschaftlichen Sachverstandes ziemlich befremdlich. Bilfinger will ihm zudem bis 2016 sein Millionengehalt weiterbezahlen, was auch nicht gerade zur Steigerung seines Sympathiefaktors beiträgt.

Die CDU hat es tatsächlich geschafft, die vergangenen drei Jahre auch ohne Koch zu meistern. Die Wähler kamen weder im Bund noch in Hessen in Scharen abhanden, da wie dort regiert die CDU. Es geht ihr also nicht so schlecht, dass sie Roland Koch wieder an führender Stelle bräuchte. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 7.8.2014)