Wien - Nach der Entscheidung für die Wiener Stadthalle als Austragungsort des Song Contests 2015, muss die Location sich nun an die Vorbereitungsmaßnahmen machen. Neben zusätzlichen Künstlergarderoben und 50 Moderatorenkabinen muss eventuell in der Halle D auch eine temporäre Klimaanlage installiert werden - deren Kosten in den projektierten 8,89 Mio. Euro für den Komplex noch nicht enthalten sind.

Die Frage sei aber, ob die European Broadcasting Union (EBU) wirklich darauf bestehe, da die vorhandene Klimaanlage schließlich auch funktioniere, so Stadthallen-Geschäftsführer Wolfgang Fischer: "Muss es wirklich Dubai-Kühlung sein, oder reicht Barcelona-Kühlung auch aus?" Die Kostenfrage hinge im Fall der Fälle davon ab, ob die EBU nur auf einer Extrakühlung während der drei Finalshows bestehe, oder ob diese für die gesamten Wochen der Vorbereitung nötig sei. Klar sei nur: "Unter ein paar Hunderttausend Euro wird es nicht gehen."

Ausweichtermine

Überdies müsse man nun mit einigen Veranstaltern verhandeln, deren Termine durch die Ausrichtung des ESC nicht mehr in der Stadthalle stattfinden können. "Es geht da noch um eine Handvoll Betroffener", so Fischer. Man werde eine gute Lösung mit Ausweichterminen oder Ausweichstandorten finden. Die Idee, eine temporäre Halle für diese Events zu bauen, sei jedoch Unsinn, so Fischer.

Die für das Event angenommenen gut 13.500 Zuschauer seien aufgrund detaillierter Planung eruiert worden, versicherte Fischer: "Die Bühne haben wir dreimal so groß angenommen wie bei normalen Konzerten". Und der Greenroom für die Teilnehmer werde sich unterhalb der Osttribüne befinden.

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) freute sich, dass zum zweiten Mal nach 1967 der Eurovision Song Contest wieder in Wien stattfinden werde: "Mit dem klaren Voting für Conchita Wurst wurde in Europa ein starkes Zeichen für Toleranz, Weltoffenheit und Solidarität gesetzt. Wien wird als Gastgeberstadt in diesem Sinne ein großartiges Fest ausrichten und damit gemeinsam diese Werte feiern."

ÖVP befürchtet Polit-Inszenierung

Von der ÖVP kam postwendend die Warnung, den Musikwettbewerb nicht für die Stimmungsmache vor der kommendes Jahr anstehenden Wien-Wahl zu instrumentalisieren. "Der Song Contest darf nicht zu einer Auftaktveranstaltung für den Wahlkampf in Wien verkommen", betonte ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel in einer Aussendung. Gerade die Wiener SPÖ neige dazu, die Bundeshauptstadt für ihre Polit-Inszenierungen zu missbrauchen und die Bevölkerung dafür zahlen zu lassen.

Der Wiener ÖVP-Chef Manfred Juraczka sieht den harten Wettbewerb zwischen Wien, Innsbruck und Graz als Symptom: "Die knappe Entscheidung zeigt aber auch, dass Wien noch beträchtlichen Aufholbedarf bei der Infrastruktur hat." Man habe es trotz des Fehlens einer modernen Halle gerade noch einmal geschafft. "Bis zu einem erfolgreichen Event im Mai 2015 ist es aber noch ein weiter Weg", warnte Juraczka.

Wiens Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck freute sich über den Zuschlag. "Die Austragung des Song Contests ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg Wiens zu einer international anerkannten Veranstaltungs-Weltstadt. Das Ziel der kommenden Jahre muss sein, diesen Schwung mitzunehmen und weitere Top-Veranstaltungen nach Wien zu holen." Der Werbewert für die Stadt sei jedenfalls beträchtlich. (APA, 7.8.2014)