Sie war die erste Ärztin, die sich 1998 als Personalvertreterin in der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten freistellen ließ, um sich voll der Vertretung der Interessen der angestellten Ärztinnen und Ärzte zu widmen. Sabine Oberhauser war auch die erste Ärztin, die es 2009 zur Vizepräsidentin des ÖGB brachte.

Nur die erste Ärztin an der Spitze des Gesundheitsministeriums ist die 50-jährige Wienerin nicht. Das Amt, für das die Fachärztin für Kinderheilkunde und Allgemeinmedizin im Zuge der roten Regierungsrochade rund um die Nachbesetzung des nach dem Tod von Barbara Prammer verwaisten Nationalratspräsidiums vorgesehen ist, wurde seit der Gründung im Jahr 1917 als k. k. Ministerium für Volksgesundheit fünf Mal von Medizinern geführt, von drei Männern (Ivan Horbaczewski, Kurt Steyrer, Michael Außerwinkler) und zwei Frauen (Ingrid Leodolter und Andrea Kdolsky).

Dass sie bei der Medizin gelandet ist, war eine "relativ spontane" Entscheidung, erzählte die mit einem Radiologen verheiratete Mutter zweier mittlerweile erwachsener Töchter - eine ist Volkswirtin, die andere Betriebswirtin - über ihren Berufsweg. Die "Liebe zur Kinderheilkunde" sei von Anfang an da gewesen und führte die als sehr umgänglich geltende Neonatologin auf die Frühgeborenenstation des Krankenhauses Rudolfstiftung. Zusätzlich bildete sich Oberhauser an der WU zur akademischen Krankenhausmanagerin weiter und studierte an der Donau-Uni Krems Gesundheitsmanagement. Mit den Tücken des Gesundheitssystems ist die fachlich allseits anerkannte Ministerin in spe also höchst vertraut.

Ihr gewerkschaftliches Engagement kam zwar auch "relativ spontan", wenngleich nicht überraschend: "Mich für andere einzusetzen und vor allem einen Kampf erst dann aufzugeben, wenn alles Pulver verschossen ist, war seit meiner Schulzeit mit meiner Person verbunden." Als Klassenbeste habe sie sich diesen Einsatz für andere leisten können, schildert die frauenbewegte Sozialdemokratin, die seit 2013 ÖGB-Frauenvorsitzende ist. Zwei Jahre war sie Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings, im Vorstand des Vereins Wiener Frauenhäuser ist sie seit 2004 aktiv. 2006 verlagerte sich ihr politisches Engagement ins Parlament, auch als SPÖ-Gesundheitssprecherin. Das deklarierte "Herzstück" ihrer politischen Arbeit, die Gewerkschaftsbewegung, wird sie als Ministerin zwangsläufig etwas zurückstellen müssen. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Printausgabe, 18.8.2014)