Verzehrte jeder Österreicher einen Apfel pro Woche aus heimischem Anbau mehr, ließe sich der auf die russischen Sanktionen zurückzuführende Absatzausfall kompensieren. Andrä Rupprechter hat etwas übrig für die Bauern. Nicht nur, dass die EU prompt einspringt und die Entschädigungskasse öffnet; jetzt soll auch noch der Konsument Patriotismus beweisen. Dass es beim Apfel-Boykott um Mengen im Promillebereich der österreichischen Ernte geht, muss da nicht extra erwähnt werden.

Der Landwirtschaftsminister macht sich das positive Image von Bauern (und Äpfeln) zu eigen - und legt die Latte für seine Regierungskollegen hoch. Man darf schon gespannt sein, wie Reinhold Mitterlehner auf allfällige russische Sanktionen gegen die europäische Kfz-Industrie reagieren würde. Ruft der Wirtschaftsminister dann zum Kauf von rot-weiß-roten Getrieben auf? Und wenn der Kreml auch noch die Anlagenbauer ins Visier nimmt - sollen sich die Österreicher mit Walzwerken eindecken? Auch Finanzminister Michael Spindelegger wäre gut beraten, sich schon einmal auf ein Embargo Moskaus gegen heimische Banken vorzubereiten. Dann könnten Konsumenten einspringen und uneinbringliche Rubel-Kredite übernehmen. Gemeinsam mit den Bauern hätten die Geldinstitute dann das große Los gezogen und Hilfe vom Staat und vom Volk erhalten. PS: Auch der Konsum von Obstler aus heimischem Anbau fördert Landwirte (und Schnapsideen). (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 20.8.2014)