Weiße Männer zwischen 30 und 45, die wie Feldherren agieren: Das ist nicht das Bild der Zukunft

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Die Tendenzen der vergangenen Jahre verdichten sich. Das zeigt nun auch die aktuelle Studie Anforderungen an den Chef von morgen der Jungen Industrie der Industriellenvereinigung (IV) und des Strategieberaters Roland Berger. Bemerkenswert an der Befragung, die offiziell erst am 7. Oktober in der IV in Wien präsentiert wird: Die Führungskräfte von heute geben Auskunft über die Führungskräfte von morgen, beschreiben jene Kompetenzen für die Neuen, die sie in Zukunft für wichtig erachten. Befragt wurden 170 österreichische Führungskräfte – mehr als die Hälfte über 50 Jahre alt (59,2 Prozent) und darunter nur 6,5 Prozent Frauen. Ein repräsentatives Bild der Top-Unternehmensetagen. Mehr als zwei Drittel der Befragten üben die Funktion des Chief Executive Officers (CEO) aus.

Ob die kommenden Generationen an Führungskräften sich tatsächlich in harten und weichen Faktoren unterscheiden werden, darüber kann nur gemutmaßt werden, wie auch darüber, ob das einem Unternehmen zuträglich sein wird oder nicht. An manchen Veränderungen aber, darin ist sich das Gros der Befragten einig, führe kein Weg vorbei.

Mehr Frauen, weniger Helden

Zunächst soll es in den Chefetagen "weiblicher“ werden, die Zukunft sehe „für Frauen chancengleicher“ aus, heißt es. Nicht nur die demografische Entwicklung und die volkswirtschaftliche Notwendigkeit dürften diese Entwicklung weiter vorantreiben. Die aktuellen Erhebungen, die Studentinnen als weitaus erfolgreicher herausstellen als ihre männlichen Kollegen, sollten auch das Ihre dazu beitragen.

Abseits der Geschlechterfrage destillieren die Studienautoren Kompetenzen und Faktoren heraus, die einer erfolgreichen zukünftigen Unternehmensführung dienen: Offenheit und Ansprechbarkeit, Soft Skills, Sprachkenntnisse, Networking und Auslandserfahrung. Dinge, die auch heute von Vorteil sein können und die in Zukunft wichtiger werden sollen. Charisma und akademische Bildung bleiben wichtig, könnten aber an Bedeutung verlieren. Profunde Fachkenntnisse, der soziale Hintergrund und EDV-Kenntnisse, heißt es weiter, werden im Reigen der Führungskompetenzen unwichtig.

Seid authentisch

Der Führungsstil der Zukunft soll sich weniger autoritär, situationsangepasst und inklusiver gestalten. Die Anforderungen an CEOs werden vielfältiger, "Authentizität, Nähe zum Team, aktives Stakeholdermanagement und Reaktionsgeschwindigkeit werden an Wichtigkeit gewinnen.“

Und auch lebenslanges Lernen entwickle sich zum erfolgsentscheidenden Faktor. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten hat sich neben ihrer beruflichen Tätigkeit weitergebildet. Vor allem wichtig sei die permanente Arbeit an der eigenen Persönlichkeit, so einer von vielen Ratschlägen. Ohne soziale Kompetenzen und Selbstreflexion werde es schwierig werden, überhaupt eine Führungsposition zu erlangen. (haa, Der STANDARD, 23./24.08.2014)