Seit sieben Jahren veranstalten klangbegeisterte Wiener mit oberösterreichischen Wurzeln das Klangfestival Gallneukirchen - heuer erstmals zweitägig. Und das hat einen simplen, charmanten Grund: Man habe es "irgendwie immer schade gefunden, wenn nach einem Tag alles schon wieder vorbei war", heißt es. Mit Freude und Hang zu Understatement bedient man sich bei Wiener Labels wie Totally Wired Records (u. a. Gran) oder der Plattform klingt.org (Shrack, Regolith); zudem hat man die Kooperation mit dem queeren Label Unrecords verstärkt: neben Mutt/Mayr/Hackl ist die kroatische Band Zen zu hören.

Gitarrenriffs werden hier den späten Platten früher Indierockbands entlehnt, und fast zu eingängig und vorhersehbar mit leicht psychedelischen Electro-Klängen arrangiert. Aber weil sich das Klangfestival eben genau keinem Genre verschreibt, überraschen auch Formationen wie Wenzel Dnatek mit klarem, fast klassischem Free Jazz. Der Schwerpunkt aber liegt nach wie vor auf Experimentellem, auf Noise und auf zeitgenössischer Komposition: Sängerin, Flötistin und Komponistin Maja Osojnik und Kontrabassist und Modular-Synthesizer-Experte Matija Schellander haben als Klangkünstler-Duo Rdeca Raketa (slowenisch für rote Rakete) erst im letzten Jahr ein nicht nur akustisch ausnehmend schönes Werk auf Vinyl herausgebracht.

Rdeca Raketa sind heute Abend zu hören, morgen, Samstag, u. a. Gueule Populaire (das sind Margaret Unknown und Rosi Rehformen), außerdem gibt es eine Lesung mit Stefanie Sargnagel. Wie immer werden keine fixen Eintrittspreise verlangt, sondern setzt man auf freiwillige Spenden, mit denen etwa Künstlergagen bezahlt werden. (wkh, DER STANDARD, 22.8.2014)