Der Künstler und Galerist Salvatore Viviano lebt an drei Orten in Wien, unter anderem in seiner winzigen One Work Gallery. Warum er Immobilien über alles liebt, erzählte er Maik Novotny.

"Als Künstler habe ich mir immer eine Galerie gewünscht, in der ich zeigen kann, was ich will. Als ich diesen Raum hier sah, mit seinen gerade mal 18 Quadratmetern, kam mir sofort die Idee zur One Work Gallery, einer Galerie, die nur ein einziges Kunstwerk ausstellt.

Salvatore Viviano liebt Wohnungen. "Mein Traum wäre es, in jeder Stadt, die ich liebe, eine Wohnung zu haben. Die können ruhig ganz winzig sein." (Bildansicht durch Klick vergrößern)
Foto: Lisi Specht

Wir sind hier mitten im Galerienviertel um die Eschenbachgasse. Es ist also ganz sicher keine Off-Galerie, ich will schon etwas verkaufen. Ich bin Italiener, und uns liegt das in den Genen. Wir verkaufen eben gerne Dinge. Und es ist eine bewusste Herausforderung, gleichzeitig Künstler zu sein und Kunst zu verkaufen.

Ich bin Galeriebesitzer, Galeriedirektor, Assistent und Kurator in Personalunion. Es macht wirklich Spaß, ein einziges Kunstwerk zu kuratieren. Ich suche den Künstler aus, und gemeinsam mit dem Künstler das Kunstwerk. Als Ausländer suche ich auch Künstler von woanders, nicht nur Wiener Künstler. Es geht aber vor allem um das Werk: Es gibt hier nur ein einziges Ding. Die Galerie ist wie ein Schaufenster, und nachts ist sie eine wunderschöne Lichtbox, mit sehr hellen Leuchten.

Früher war hier ein Trödelladen, dann ein Pop-up-Store. Am Anfang war der Raum bis aufs Waschbecken völlig leer. Ich habe dann ein paar befreundete Künstler gebeten, mir ein Bett zu bauen, weil ich unbedingt ein Bett in der Galerie haben wollte - wie in dem Beatles-Song "With a Little Help from My Friends". Vor das Bett bauten sie eine Trennwand mit einem Regal.

Betten faszinieren mich, ich liebe sie! Ich denke, das Bett ist die beste Erfindung, die es gibt. Viele wichtige Dinge passieren in Betten. Als Künstler hat man viele Ideen im Bett, man schläft, man isst, man hat Sex im Bett. Und es ist einfach ein bequemer Rückzugsort. In einer Galerie zu arbeiten bedeutet vor allem: warten, sitzen, telefonieren, lesen. Ich wollte nicht den ganzen Tag an einem Tisch sitzen. Außerdem habe ich seit einer Weile Rückenprobleme. Das Bett war also völlig logisch. Manchmal schlafe ich auch ein, und dann wache ich auf, wenn die Türglocke klingelt und wer reinkommt.

Anfangs habe ich hier übernachtet, noch bevor der Raumteiler installiert war. Die Leute haben von der Straße reingeschaut, das war sehr lustig. Heute komme ich oft her, wenn ich im ersten Bezirk unterwegs bin und keine Lust habe, nach Hause zu gehen. Dann lege ich mich hier hin und schlafe ein. Und niemand sieht mich hinter der Wand. Ich habe schon einige Nächte hier verbracht.

Die Wand ist beweglich, damit der Raum verändert werden kann. Wenn ich ein ganz kleines Kunstwerk ausstelle, kann ich die Wand bis vors Schaufenster schieben, damit man es von der Straße aus anschauen kann. Das Bett und der Raumteiler sind zwar keine Kunstwerke, bei der Eröffnung hat mich dennoch eine Dame gefragt, ob sie das Bett haben könne.

Ich habe noch ein Atelier am Reumannplatz und eine Wohnung im dritten Bezirk, hätte aber gerne noch viel mehr! Wohnungen faszinieren mich. Ich liebe es, Immobilienanzeigen zu lesen. Mein Traum wäre es, in jeder Stadt, die ich liebe, eine Wohnung zu haben. Die können ruhig ganz winzig sein. Ich mag kleine Räume.

Als ich klein war, hat meine Familie alle sechs Monate die Wohnung komplett umgestellt. Meine Mutter macht das heute noch so. Sie hält es nicht aus, wenn die Einrichtung zu lange gleich bleibt. Ich bin genau wie sie. Ich liebe Veränderung. In zwölf Jahren Paris bin ich zehnmal umgezogen, und in Wien allein dreimal im selben Haus. In der Schule war mein Spitzname 'Pinguino'. Ein Pinguin braucht nicht mehr Raum als die Stelle, auf der er steht. Genau wie ich. Ich wohne da, wo ich stehe." (DER STANDARD, 23.8.2014)