Eine interne Folie der NSA zeigt die Architektur von ICReach.

Grafik: NSA / Snowden

Unter dem Namen ICReach hat der US-Geheimdienst NSA eine eigene Suchmaschine entwickelt, um die riesigen Mengen an gesammelten Informationen schnell durchsuchen zu können. Dies berichtet "The Intercept" in Berufung auf zuvor unveröffentlichte Dokumente aus dem Fundus von Edward Snowden.

Umfang

850 Milliarden Datensätze soll ICReach dabei im Jahr 2010 erfasst haben, wie aus einem internen Bericht hervorgeht. Diese setzen sich aus 30 verschiedenen Arten von Metadaten zusammen, darunter Telefonanrufe, Internet-Chats oder auch die Ortsdaten von Mobiltelefonen. All dies stehe über ein einfaches, Google-artiges Interface zur Verfügung, preist die NSA ihre Entwicklung in einer Präsentation an.

Zugriff

Eine Sammlung, auf die nicht nur die NSA Zugriff hat: So konnten zum Zeitpunkt der Verfassung des Berichts bereits rund 1.000 Analytiker aus 23 unterschiedlichen US-Diensten auf die Daten zugreifen. Darunter neben FBI und CIA auch die Drogenbehörde DEA und viele kleinere Dienste.

Netzwerkanalyse

Eine der Zielsetzungen von ICReach sei es, eine Art soziales Netzwerk einzelner Personen nachzeichnen zu können. Also Informationen darüber zu erhalten, mit wem eine Zielperson wann kommuniziert, aber auch fixe Lebensabläufe und Gewohnheiten sollen so erfasst werden. Auf diese Weise hofft die NSA zukünftige Aktivitäten vorhersagen zu können.

Metadaten

Dass ICReach "lediglich" Metadaten - also wer mit wem wann kommuniziert - und keine Inhalte erfasse, sei ein äußerst schwacher Trost, betonen Rechtsexperten gegenüber "The Intercept". "Der Mythos, dass Metadaten einfach nur ein paar Zahlen sind, ist längst widerlegt. Das ist eine Sammlung hochsensibler Informationen", so Elizabeth Goitein, Co-Direktorin des "Liberty and National Security Program" auf der New York University School of Law’s Brennan Center for Justice.

Grundlage

Die Daten dürften dabei vor allem aus der Überwachung von Nicht-US-Bürgern stammen, so soll etwa die umstrittene "215-Datenbank", die sämtliche US-Telefonanrufe umfasst, hier nicht enthalten sein. Als rechtliche Grundlage verweist die NSA einmal mehr auf die Executive Order 12333, die Ex-Präsident Ronald Reagan in den Achtzigerjahren erlassen hat. Diese erlaubt eine weitreichende Überwachung von Nicht-US-Bürgern.

Vorgeschichte

Die Entwicklung von ICReach selbst geht auf das Jahr 2005 zurück und wurde vom damaligen NSA-Chef Keith Alexander initiiert. Dies mit dem Ziel, den Datenfluss zwischen den US-Geheimdiensten zu verbessern. Dem System war eine ältere Datenbank namens CRISCROSS/PROTON vorangegangen, die die CIA in den Neunzigern entwickelt hatte. Diese war zunächst vor allem für den Kampf gegen den Drogenhandel in Lateinamerika gedacht, wurde dann aber immer weiter ausgedehnt und ebenfalls mit anderen Diensten geteilt.

Disclaimer

Zum Schluss sei angemerkt, dass die letzten Dokumente über ICReach, auf die Snowden Zugriff hatte, aus dem Jahr 2010 datieren. Es ist also davon auszugehen, dass die Datenbank mittlerweile weiter gewachsen ist. Darauf deutet auch hin, dass im Geheimbudget der NSA im Jahr 2013 ein umfangreicher Finanzierungsantrag zur Ausweitung von ICReach aufgeführt ist. (apo, derStandard.at, 26.8.2014)