Illustration: Dennis Eriksson

Für alle, die es schon wieder vergessen haben: Heiß war es in diesem Sommer. Unbarmherzig brannte die Sonne dem Gartler auf die Kalotte. Er goss, er zupfte, er stützte - und spürte, wie die Hitze das Gehirn aufkochen ließ. Die Optik trübte sich ein, so auch sein Verstand.

Es glaubte zu sehen, wie ein Gruppe Rüsselkäfer eine Nacktschnecke stellte. Ohne lange zu fragen, fingen sie an, die Schnecke aufzufressen. Nach diesem opulenten Mahl zogen sie sich zurück, um abends wieder auf die Jagd zu krabbeln.

Laus um Laus

Auch die Ameisen haben sich verändert. Sie brachten nicht mehr Laus um Laus von Blatt zu Blatt, um sie dort vor Feinden zu beschützen, sondern haben auf Blaukorntransport umgestellt. Auf einmal konnten Ameisen den Nährstoffbedarf sämtlicher Gartenpflanzen bestimmen, um in Folge punktgenau ein oder zwei Korn Blaukorns genau dort zu platzieren, wo es der Pflanze am meisten hilft - im feuchten Bereich einer anständig saugenden Wurzel. Als Remuneration erhielten die Ameisen eine kleine Dosis Suchtmittel, welches die Düngemittelproduzenten geschickt dem Blaukorn beigemengt haben. Ants on speed - und prächtig sieht der Garten aus!

Auf Hochglanz

Selbst die Raupen haben in der Affenhitze ihr Verhalten modifiziert: Sie fraßen nicht mehr die William-Francis-Bennett-Rose oder den lila Phlox (immerhin Staude des Jahres 2006!) binnen weniger Stunden kahl, sondern leckten eifrig deren Blätter bis zum Hochglanz. Offensichtlich haben die Raupen ihre Ernährung voll und ganz umgestellt: Sie zogen Blattpilze dem Blatt vor, und aus Beißen und Kauen wurde Lecken und Schlecken - so hielten sie die ach so sensiblen Rosen und Phloxe von Mehltau und diversen Blattrosten frei. Und so lernte der Gartler endlich auch diese Gartenterroristen lieben.

Tja, jede Hitzeperiode hat ihr Ende, und der Gartler sieht leider wieder klarer, sieht Läuse, Mehltau und von Rüsselkäfern niedergenagte Rosen - und hofft, dass seine Träume bis zum nächsten Sommerhitzedelirium wahr werden. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 29.8.2014)