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Sollte es für den scheidenden Vizekanzler ein Trost sein: In der Kanzlerfrage hat es für Michael Spindelegger erstmals seit vielen Monaten einen Wert über zehn Prozent gegeben. Elf Prozent für den bisherigen Parteichef, hochgerechnete 19 Prozent für die Volkspartei - wirklich gute Werte sind das aber auch nicht, was das Market-Institut Anfang dieser Woche für den STANDARD erhoben hat.

Würde jetzt gewählt, wäre die FPÖ auf ihrem Höchststand: In der aktuellen Hochrechnung für den STANDARD kommen die Freiheitlichen auf 28 Prozent - das ist ein Prozentpunkt mehr als bei allen Messungen in den vergangenen Wochen und siebeneinhalb Prozentpunkte über dem Wahlergebnis vom September. Anders ausgedrückt: Die FPÖ könnte ein Drittel mehr Wähler ansprechen als vor elf Monaten. Parteichef Strache kommt auf 14 Prozent.

Faymann nur auf zweitem Platz

Die SPÖ ist zweitstärkste Partei, mit hochgerechneten 23 Prozent, ebenso wie die ÖVP mit einem leichten Aufwärtstrend, aber drei Prozentpunkte unter dem letzten Wahlergebnis. In der Kanzlerfrage belegt Amtsinhaber Werner Faymann mit 15 Prozent nur den zweiten Platz.

Die Grünen sind in der Hochrechnung auf 14 Prozent - etwa eineinhalb Prozentpunkte besser als bei der Wahl. Vor allem aber: Ihre Parteichefin Eva Glawischnig hat erstmals überhaupt in der Kanzlerfrage den ersten Platz übernommen. 20 Prozent halten sie am ehesten für geeignet, die Regierung zu führen.

"Das sind für Grüne Spitzenwerte, die zuletzt ihr Vorgänger Alexander Van der Bellen in der Regierungszeit von Wolfgang Schüssel erreicht hatte", sagt Market-Chef Werner Beutelmeyer: "Insgesamt geht das zulasten der Neos. Die haben in den vergangenen Monaten viel Zuspruch gehabt, weil sie neu waren, da hatten wir sie bei bis zu 13 Prozent. Jetzt pendeln sie sich in den Umfragedaten bei zehn Prozent ein. Man darf nicht übersehen, dass auch das ein sehr schöner Wert für eine neue Partei ist - ebenso wie elf Prozent für den vor einem Jahr noch völlig unbekannten Herrn Strolz in der Kanzlerfrage."

Das Team Stronach und seine Chefin Kathrin Nachbaur spielen dagegen praktisch keine Rolle mehr - zwei Prozent in der Kanzlerfrage, eines in der Hochrechnung. Das BZÖ und andere Kleinparteien hätten eine Chance auf rund fünf Prozent.

Koalitionsoptionen

Obwohl sich SPÖ und ÖVP in der Hochrechnung gegenüber den Juli-Werten ein wenig erholt haben, kommt die aktuelle Koalition nur auf 42 Prozent. Die einzige Koalition mit sicherer Mandatsmehrheit wäre die von Faymann ungeliebte rot-blaue Option. Schwarz-Blau dagegen ginge sich kaum aus, Rot-Grün gar nicht. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 27.8.2014)