In Minsk demonstrierte Russlands Präsident Wladimir Putin einmal mehr sein Pokerface. Der Konflikt in der Ostukraine sei nur im Dialog mit den Ostukrainern zu lösen, wiederholte er das Mantra der Kremldiktion. Wer die Interessen der Menschen in Donezk und Luhansk tatsächlich repräsentiert, bleibt dabei weitgehend offen.

Sind es die Bürgermeister und Gemeindevorsteher vor Ort? Oder Milizenführer, die seit Monaten gegen die ukrainische Armee für die Abspaltung der Region und einen möglichen Anschluss an Russland kämpfen? Oder sind es gar russische Soldaten, die nach Kiews Darstellung in den Kämpfen mitmischen - laut Moskauer Offiziellen aber allesamt Propagandaerfindungen der "Junta" sind?

Nach der von Kiew bekannt gegebenen Festnahme mehrerer russischer Fallschirmjäger im Bürgerkriegsgebiet und der inoffiziellen Bestätigung aus Moskau erhält Putins Eigendarstellung als "ehrlicher Makler" und Interessenvertreter der leidenden Zivilbevölkerung in der Ostukraine einen empfindlichen Kratzer.

Wenn Hilfskonvois eigenmächtig Grenzen überqueren, so geht die Erhöhung des Einsatzes noch als geschickter Bluff durch. Das Eingeständnis hingegen, dass sich eigene Soldaten auf fremdes Territorium "verirrt" haben, muss als überreiztes Blatt gewertet werden. Striktes Abstreiten einer Beteiligung wird schwerer. Auf Dauer wird Putin um eine Antwort nicht herumkommen. (André Ballin, DER STANDARD, 27.8.2014)