Am Schluss war er schon fast bemitleidenswert. Amtsmüde und ausgelaugt schlich Klaus Wowereit durch Berlin - wissend, dass ihn das Debakel um den Großflughafen BER den Job kosten wird.

Er, der ewig schnoddrige "Klaus Lässig", an dem jegliche Kritik immer abgeprallt war, bekam den ganzen Frust ab, während sich das Bundesland Brandenburg und der Bund, die ebenfalls im Aufsichtsrat sitzen, erstaunlicherweise einen schlanken Fuß machen konnten.

Längst vorbei waren da schon die Zeiten, als aus feuerroten Damenpumps Champagner geschlürft wurde und der Bürgermeister eine Sause nach der anderen adelte. Dieses Image als Regierender Partymeister wird "Wowi" erhalten bleiben. Es ist ungerecht und gerecht zugleich.

Ungerecht, weil 13 Jahre Wowereit mehr waren als bloß 13 Jahre oberflächliche Party. Wowereit hat großen Anteil daran, dass Berlin von einer zwischen Ost und West zerrissenen Stadt zu einer weltoffenen Metropole wurde.

Gerecht, weil es auch für die Schludrigkeit steht, die zwar Touristen hip finden mögen, nicht aber die Bewohner. Kein Geld für die Sanierung von Schwimmhallen, kaum bezahlbarer Wohnraum im Zentrum, Haufen von Hundekot am Gehsteig, Berge von Schulden.

Wowereit hinterlässt seinem Nachfolger viele Probleme. Die Stadt wird ohne ihn vielleicht weniger sexy sein. Das aber ist zu verkraften, wenn sie dafür weniger arm wird. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 27.8.2014)