Shoppingcenter wachsen in den letzten Jahren wie die Schwammerln aus dem feuchten Boden. Freunde des Einkaufens können bei "The Mall" in Wien-Mitte ihren Bedürfnissen nachgehen; oder sie halten beim G3 an der Brünner Straße. Demnächst folgt auch noch die Eröffnung der Shops am neuen Wiener Hauptbahnhof. Zumindest die Zahl der Einkaufszentren scheint schon jetzt adäquat für die künftige Einwohnerzahl Wiens zu sein.

Die Bundeshauptstadt wird in den kommenden 15 Jahren ordentlich an Bevölkerung zulegen. Die rot-grüne Stadtregierung weiß um den Umstand nicht erst seit den neuesten Prognosen, wonach Wien 2029 die Zwei-Millionen-Einwohner-Grenze erreichen wird. Seit Monaten wird an Konzepten getüftelt, sie heißen Smart-City-Strategie oder Stadtentwicklungsplan. Darin sind auch hehre Ziele festgelegt: etwa den Anteil der Autofahrer bis 2030 fast zu halbieren. Die Frage ist, ob die Zielsetzungen reichen werden. Wien wird zur Metropole und wächst um eine Zahl an Bewohnern, die jener der Stadt Graz entspricht. 250.000 Menschen - das sind richtig viele.

Die politischen Parteien geraten unter Zugzwang. SPÖ und Grüne haben sich in den letzten Monaten doch mit vielen Nebenschauplätzen aufgehalten - Stichwort Mariahilfer Straße. Die Umsetzung einer Fußgängerzone ist eine stadtplanerische Lappalie - vor allem, wenn man sich anschaut, was nun folgen muss. Es braucht ganze neue Stadtteile samt Infrastruktur. Und da reicht es nicht, eine Seestadt Aspern zu bauen, wo schon die U2 hinfährt.

Es besteht auch die Gefahr, dass sich Rot und Grün noch mehr in die Haare kriegen. Zum jetzigen Zeitpunkt, wo Weichen gestellt werden müssen, wäre das fatal. Diskussionen über den Lobautunnel kündigen Koalitionstroubles aber bereits an. Die Parteien positionieren sich. Immerhin wird nächstes Jahr schon wieder in Wien gewählt. (Rosa Winkler-Hermaden, DER STANDARD, 28.8.2014)