In der Ukraine wird weiter gezündelt, die österreichische Gasversorgung ist jedoch nicht gefährdet.

Während der EU-Bankenstresstest noch in vollem Gange ist, haben die Gasmärkte einen solchen bereits hinter sich: Die EU-Kommission forderte die Mitgliedsländer vor dem Sommer auf, die Robustheit ihrer Gasversorgung zu prüfen. Ergebnisse werden zwar erst im Oktober veröffentlicht, E-Control-Vorstand Walter Boltz gab aber schon jetzt bekannt, dass auch im Falle eines Lieferstopps von russischem Gas im kommenden Winter keine Versorgungsengpässe zu befürchten sind.

Durch den milden Winter und verstärkte Bevorratung seien die heimischen Gasspeicher so gut wie voll, ein Lieferausfall daher mehrere Wochen oder sogar Monate ohne ernsthafte Versorgungsprobleme verkraftbar. Für Boltz ist ein solches Szenario aber aus wirtschaftlichen Gründen ohnehin äußerst unwahrscheinlich: "60 Prozent seiner Erlöse im Gashandel generiert Russland aus Exporten nach Europa." Auch die Märkte würden keine Ausfälle erwarten, das zeigten die tiefen Preise.

Und das, obwohl Russland erst am Dienstag ukrainische Vorwürfe dementieren musste, wonach es für den kommenden Winter eine Blockade des Gastransits nach Europa plane und auch die EU sich nach Angaben von Energiekommissar Günther Oettinger auf eine mögliche Eskalation des Gasstreits vorbereitet.

Bereits seit Mitte Juni fließt kein russisches Gas mehr an die Ukraine. Lieferungen Russlands in die Europäische Union erfolgen jedoch weiterhin wie gewohnt. Das wird laut Boltz auch so bleiben, der staatliche Energiekonzern Gasprom sei schließlich zur Lieferung vertraglich verpflichtet. Im Falle eines Ausfalls der Ukraine-Route würde diese dann über die Ostseepipeline Nord Stream erfolgen, die über genügend Reservekapazitäten verfügt.

Abhängigkeit noch immer hoch

Über die Ukraine würden schon jetzt nur noch gut 50 Prozent der russischen Gaslieferungen nach Europa gehen, so der E-Control-Chef. Zudem seien in Österreich zuletzt "nur" 60 Prozent des Gasaufkommens durch Russland gedeckt worden.

Gröbere Probleme drohen laut Boltz selbst dann nicht, wenn Russland gar kein Gas mehr nach Europa schicken würde, weder über die Ukraine noch über alternative Pipelines. Auch in diesem Fall würden die österreichischen Gasreserven ausreichen, um gut über den Winter zu kommen. Länder wie Finnland oder Bulgarien wären sehr viel stärker betroffen.

Jedenfalls zu begrüßen sei das europäische Bemühen um eine Reduzierung der Abhängigkeit von Russland mittels eines Ausbaus der Speicherkapazitäten, der Förderung alternativer Brennstoffe sowie kurzfristig eines erhöhten Bezugs von Flüssiggas. (smos, DER STANDARD, 29.8.2014)