Bild nicht mehr verfügbar.

Zaid Raad Al-Hussein ist der neue UN-Hochkommissar für Menschenrechte.

Foto: AP Photo/John Minchillo

Nach seiner einstimmigen Wahl in der UN-Vollversammlung war Prinz Zaid Raad Al-Hussein zum Spaßen aufgelegt. Seine Frau habe ihm geraten, diesen "Moment der Freude" mit seinen Freunden in New York zu genießen; denn in seinem neuen Job als UN-Hochkommissar für Menschenrechte in Genf werde er Freunde noch sehr vermissen.

Mit dem Jordanier ist seit Montag erstmals eine Persönlichkeit aus einem muslimischen Land in dieser prominenten Position. Der dreifache Vater, der als weltläufiger Diplomat gilt, muss auch gegen Diskriminierung und Gewalt in seiner Heimatregion ankämpfen.

Der Nachfolger von Navi Pillay weiß, dass auf ihn brisante Aufgaben warten: Die Herausforderungen reichen von der Diskriminierung der Opposition in Russland über sexuelle Gewalt in zahlreichen Konflikten, die Bürgerkriege im Irak und in Syrien bis hin zu den Todeslagern in Nordkorea. Dabei kann sich der Hochkommissar nur auf seine Überzeugungskraft und die Einsicht der Regierenden verlassen - über formale Macht verfügt der oberste Hüter der Menschenrechte im UN-System nicht. Immerhin: Als Botschafter Jordaniens bei den Vereinten Nationen in New York kennt er das internationale Parkett und seine Tücken.

Seine Herkunft sehen viele Diplomaten als Vorteil: Der Prinz wisse, wie man sich in arabischen und anderen muslimischen Ländern Gehör verschafft.

Hinzu kommt seine Kenntnis des Westens. Seine Mutter stammt aus Schweden. Väterlicherseits stammt er aus der Haschemiten-Dynastie, die unter anderem im Irak und in Jordanien Könige stellte. Sein Vater war Anwärter auf den irakischen Thron.

Er selbst wirkte bei der Schaffung des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag an vorderster Stelle mit. Er pochte auch darauf, Vergewaltigungen als Kriegsverbrechen zu ahnden. Mit seinem lauten Nachdenken darüber, das Vetorecht der ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates in bestimmten Fällen zu beschränken - damit sie keine schützende Hand über Regime halten können, denen Verbrechen vorgeworfen werden -, machte er sich nicht überall Freunde.

Dennoch: Al-Hussein gilt als ein Mann, mit dem die USA gut leben können. Nach Studien an der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität und im englischen Cambridge sowie seiner Zeit als Botschafter in Washington weiß Hussein in jedem Fall genau, wie die USA ticken. (Jan Dirk Herbermann, DER STANDARD, 5.9.2014)