Dass sich Rudi Anschober nicht aus der Politik ins Grüne zurückziehen wird, war erwartbar. Mit einem "Ja, ich will" via Twitter besiegelte der 53-Jährige nun den erneuten Zug in die Wahlschlacht 2015. Doch eigentlich offenbart sich mit Anschobers Verzicht auf die Polit-Pension ein Kernproblem der oberösterreichischen Grünen: Das wohlgemeinte "Ja, ich will" ist eigentlich ein "Ja, ich muss". Die Partei ist Rudi Anschober, daran hat auch die Übergabe des Landesparteivorsitzes an Maria Buchmayr im Mai des Vorjahres nichts geändert. Die Erfolgswelle hat in den letzten zehn Jahren die parteiinterne Nachwuchsarbeit in den Sand gesetzt.

Rund um die entscheidenden Frage, wer nun im kommenden Jahr den Regierungssitz etwa gegen die Neos in führender Position verteidigen soll, gab es damit parteiintern wohl keine Diskussionen. Der Mangel an Alternativen, gepaart mit der bitteren Wahrheit, dass bei einem Verzicht Anschobers der grüne Regierungssessel im Abstellraum ist, ließ nur die Hoffnung auf eine Wiederkandidatur zu. Anschober sonnte sich einen Sommer lang im Lichte der Unverzichtbarkeit für die eigene Partei und "brennt" jetzt auf sechs weitere Jahre in der Politik.

Somit alles im grünen Bereich? Mitnichten. Denn die Einmannstrategie funktioniert nur, solange sich der Erfolg auch einstellt. Gelingt den Grünen bei der Landtagswahl 2015 der Regierungseinzug (gesichert erst bei rund 13 Prozent) nicht, erfolgt das böse Erwachen. Anschober wird bei einer Wahlniederlage gehen (müssen), viele unbekannte Gesichter in der zweiten und dritten Reihe werden in Ratlosigkeit erstarren. Die SPÖ in Oberösterreich hat dieses Szenario durchlebt: ein beratungsresistenter Parteichef, der 2009 nach einer bitteren Wahlniederlage das Handtuch geworfen hat. Zurückgeblieben sind Genossen, die bis heute eine Neuorientierung suchen.

Anschober hat viel für die grüne Bewegung geleistet. Vor allem hat er vor mehr als zehn Jahren erstmals den Beweis angetreten, dass Grüne regierungsfähig sind. Jetzt wäre der Zeitpunkt für eine geordnete Übergabe gewesen – doch wenn der Staffelläufer ins Leere greift, muss er wohl selbst noch eine Ehrenrunde drehen. (Markus Rohrhofer, derStandard.at, 5.9.2014)