Eine gute Strategie, um in Ruhe bei Tisch dem Altweibersommer zu frönen, ist, die Wespen abzulenken.

Illustration: Dennis Eriksson

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Nach nur elf Tagen war dieser geschälte Apfel von Wespen vollständig bis auf den Stumpf abgenagt, wie ein Versuch an der Uni Rostock zeigte.

Foto: apa/Uni Rostock/Gernot Rücker

Torschlusspanik! Noch schnell und so oft im Freien grillen wie möglich, Gäste dazu einladen - nur große Stücke lassen sich wirklich schön smoken - und auch für deren und die eigene Brut sorgen. Die Wespen machen es nicht anders.

Wer meint, im August würden die Viecher stören, den lehrt der September, was schwarmweises Ausfliegen eines Wespenstaats bedeutet. Kaum ist der Tisch gedeckt, kommen sie schon, nehmen Platz und bedienen sich, ohne zu fragen. Oder vielleicht verstehen wir ihre Art zu fragen einfach nur nicht, obwohl wir doch alle wohlwollende Naturliebhaber und Beobachterinnen sind. Wie man mit diesen eleganten Flugschönheiten demnach umgeht, sei hier beschrieben.

An oberster Stelle: Wespen wünschen keine hektischen Bewegungen. Sie fühlten sich sonst bedroht und stechen. Also erst einmal Ruhe bewahren, den Kindern darin Vorbild sein. Von den paar echten Wespenarten in diesen Breiten interessieren sich ohnehin nur die Deutsche und die Gemeine Wespe für unseren gedeckten Tisch. Daher ist es sinnvoll, die Nahrungsmittel abgedeckt auf den Tisch zu stellen, das gilt natürlich auch für gesüßte Säfte, Bier und Likör.

Hat nun ein Gschrapp seinen Orangensaft getrunken, so sei ihm geraten, sich den Mund gründlich abzuwischen. Die duftenden Reste zwischen Ohren und Mundwinkel reichen den Wespen schon, um sich dort einmal genauer umzusehen. Daher der wichtige Hinweis an die eigene Brut: Wenn Wespen bei Tisch sind - Mund halten und beobachten!

Aus Flaschen sollte man auf keinen Fall trinken, auch nicht direkt aus dem beliebten Tetrapackl, man sieht nicht, ob nicht gerade eine Wespe darin badet und verschluckt sie eventuell. Strohhalme sind für Kinder dazu wie gemacht.

Ein wenig Ablenkung

Eine gute Strategie, um in Ruhe bei Tisch dem Altweibersommer zu frönen, ist, die Wespen abzulenken. So wie man der eigenen Brut einen Film im entlegensten Zimmer aufdreht, um ein wenig Ruhe für Gespräche zu finden, kann man auch die Wespen fernhalten. Man stellt dazu am besten einen Teller mit überreifen, angestochenen Weintrauben in sicherer Entfernung auf. Die Wespen werden sich dort einfinden, am Dry-aged-Steak sind sie eh nicht wirklich interessiert.

Was wollen die Wespen dann eigentlich? Vor allem Futter für ihre Brut holen und dabei nicht gestört werden - das sollte doch möglich sein! Dabei lassen sie sich sogar gut beobachten. Denn abgesehen von ihrer Schönheit, ist es faszinierend zu sehen, wie sie sich Stücke aus Wurst, Fleisch oder Obst schneiden, manche gleich selbst verputzen und andere, größere Teile dann zu ihrem Nest bringen. Wir stellen unseren fernsehenden Kindern ja auch noch etwas zum Knabbern hin, oder?

Wenn Sie allerdings sehen, dass die Wespen im Komposthaufen oder im Hochbeet brüten, dann ist es empfehlenswert, Kinder darauf aufmerksam zu machen. Sie sollten dort möglichst wenig Zeit verbringen, für keine Erschütterungen wie Hüpfen oder Ballspielen sorgen und sich ruhig und stetig an den Nestern vorbeibewegen. Dann tut auch der Stich nicht so weh. Uups! (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 12.9.2014)