Den Tiroler Grünen steht das Wasser bis zum Hals. Buchstäblich. Die Pläne für den Ausbau der Wasserkraft in Tirol haben ihnen nicht bloß harsche Kritik sämtlicher Naturschutzorganisationen eingebracht, selbst von der eigenen Bundespartei gab es mehrere Rüffel. Obfrau Eva Glawischnig hat sich gar per Brief an den schwarzen Umweltminister gewandt, um klarzustellen, dass sie die Pläne der Landesregierung ablehnt. Das schmerzt.

Was die Situation aber zeigt: Mit den neuen Regierungsbeteiligungen haben die Grünen noch ganz schön zu kämpfen. Als Juniorpartner stehen sie laufend vor der Frage: Koalitionäre Harmonie oder Haltung zeigen und damit die Basis befrieden? Zumindest die Tiroler Landesorganisation hat darauf noch keine Antwort gefunden. In der Oppositionsrolle konnte man ungehemmt attackieren. Doch diese Zeiten sind jetzt schon in fünf Bundesländern vorbei. Sie müssen dort beweisen, dass sie auch neben einem starken Partner noch Konturen haben.

Somit ist auch die Rücktrittsaufforderung der Umweltorganisationen an die grüne Landesvize Ingrid Felipe berechtigt. Sie hat sich in eine Situation manövriert, in der sie die Kernwerte der Grünen nicht mehr sichtbar vertreten kann. Wie geht es weiter? Für die Tiroler Grünen wird es entscheidend sein, ob für sie der Duft der Macht so süß ist, dass sie auf die Blumenwiesen vergessen, die sie einst plakatiert hatten. (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 12.9.2014)