Protest gegen das Vorgehen von Facebook.

Foto: Sister Roma

Die Debatte über Sinn oder Unsinn einer Klarnamensregelung begleitet das Internet seit vielen Jahren - und doch kann sie weiterhin die Gemüter erhitzen. So kommt nun - einmal mehr - Facebook für seinen Zwang zu "echten" Namen unter Beschuss: Ist der Betreiber des sozialen Netzwerks doch vor kurzem gegen eine ganze Reihe von Accounts vorgegangen, die Pseudonyme einsetzen. Das Besondere dabei: Offenbar sind diesmal auffällig viele LGBT-(Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans)-Aktivist_innen und Performer_innen betroffen, wie ZDNet berichtet.

Umstrittene Vorgehensweise

Besondere Kritik ruft dabei die Art des Vorgehens von Facebook hervor. So berichtet etwa Sister Roma, eine Dragqueen aus San Francisco, dass ihr Künstlername ohne ihre Zustimmung durch ihren echten Namen ersetzt wurde. Dieser war zuvor den meisten Fans der Künstlerin nicht bekannt. Im Fall einer weiteren Dragqueen setzte es zunächst eine Sperre, der ebenfalls der von Facebook durchgeführte Wechsel auf den echten Namen folgte. In Folge kann dann übrigens der Name 30 Tage lang nicht mehr verändert werden. Bei vielen anderen Accounts droht Facebook derzeit mit einer Löschung, sollten diese nicht bald ihren realen Namen angeben.

Outing

Kritikerinnen warnen davor, dass solche Zwangsoutings gerade für überproportional von Diskriminierung betroffene Personenkreise eine sehr reale Gefährdung zur Folge hat. Insofern sei der Hinweis von Facebook, dass man die Klarnamensregelung durchsetze, um die "eigene Community sicher zu halten", geradezu ein Hohn. Wie es zur aktuellen Häufung kommt, ist unklar. Setzt sich doch Facebook - wie viele andere IT-Unternehmen - sonst offensiv für LGBT-Rechte ein. Insofern sei dies auch ein Ausdruck dessen, wie ahnungslos Facebook in Sachen Sicherheit der eigenen Nutzer_innen agiere, so ZDNet.

Suche nach Alternativen

Facebook reagiert auf die geäußerte Kritik mit dem Hinweis, dass es ohnehin möglich sei, zusätzlich ein Alias auf dem eigenen Profil anzugeben. Zudem wäre es möglich, eine Facebook-Page für eine alternative Persona anzulegen. Dieser Hinweis gehe allerdings am realen Problem vorbei, so Olivia LaGrace, eine Künstlerin aus Seattle, die nun eine Petition gegen das Vorgehen von Facebook gestartet hat. "Wir sind keine Unternehmen, die Produkte verkaufen", sondern reale Personen, die nicht nur zu ihren Performances einladen sondern auch "ganz normale Updates aus dem täglichen Leben schreiben wollen", lehnt LaGrace den Vorschlag des sozialen Netzwerks ab. Mittlerweile haben an die 12.000 Personen ihre Petition unterschrieben.

Nymwars

Facebook ist bei weitem nicht der einzige Service, der sich an einer Klarnamensregelung versucht, und damit begrenzten Erfolg hat. So war einst der Start des Konkurrenten Google+ von einer ähnlichen Diskussion überschattet, nachdem zahlreiche Accounts gesperrt wurden. In Folge wurde diese Regel kaum mehr exekutiert, seit einigen Monaten lässt Google nun sogar ganz offiziell Pseudonyme zu. (red, derStandard.at, 15.9.2014)