Bei den jüngsten Streiks in den Reihen der Lufthansa ging es nur vordergründig um das Festhalten an der bestehenden Ruhestandsregelung. Tatsächlich wollen die Piloten von Lufthansa und Air France den Ausbau konzerneigener Billigairlines verhindern, die unter einem kostengünstigeren Kollektivvertrag arbeiten als dem für die alteingesessenen Piloten. Man befürchtet eine Auslagerung von Jobs und schlechtere Arbeitsbedingungen.

De facto werden alle traditionellen, zumeist ehemals staatlichen Airlines seit Jahren von Billigrivalen wie Ryanair und Easyjet sowie den rasant wachsenden arabischen Airlines wie Emirates und Air-Berlin-Partner Etihad unter Druck gesetzt. Die beiden europäischen Marktführer Lufthansa und Air France wollen mit einer Verstärkung des Billigangebots und Einsparungen gegensteuern.

Neu ist, dass die Deutschen auch auf der Langstrecke auf eine hauseigene "Aldi-Offensive" (© Der Spiegel) setzen. Für die Umsetzung des Plans brauchen sie aber die Zustimmung der Beschäftigten, die auf Gehaltsbestandteile verzichten oder um das gleiche Geld länger arbeiten müssten.

Bisher war die Lufthansa in dieser Causa wenig erfolgreich, weil sich die Piloten auf Verträge berufen, die die Gründung einer Billigairline nicht vorsehen. Das Unternehmen ist der Ansicht, dass man den Piloten durchaus einen Solidarbeitrag abverlangen kann. Fazit: In Frankreich und in Deutschland drohen weitere Streiks. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 18.9.2014)