Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/Hochmuth

Ein Bergfex gibt nicht so schnell auf. Johannes Rauch dürfte beim zweiten Versuch kurz vor dem Gipfelsieg stehen. 2009 musste er die Erstbesteigung des Regierungsstockwerks im Vorarlberger Landhaus noch abbrechen. 2014 ist der grüne Ausdauersportler der Sieger der Landtagswahl. Zwei Mandate mehr haben die Grünen und damit eine gute Ausgangsposition für Koalitionsverhandlungen mit der stark geschwächten Volkspartei.

Beharrlichkeit nennt der 55-jährige Rauch als eine seiner wichtigsten Tugenden. Die Regierungsbeteiligung peilte er konsequent über Jahre an. Dass die Grünen bei dieser Wahl so dazugewonnen haben, freut im Landhaus nicht nur die Ökopartei. Auch grün angehauchte VPler schauen trotz Verlusten ihrer Partei optimistisch in die Zukunft. Rauch, seit 1997 Vorstandssprecher der Grünen und seit 2000 im Landtag, gilt beim grünen Flügel der Volkspartei als vertrauenswürdiger Partner. Selbst Teile des Wirtschaftsbunds sind den Grünen mittlerweile gewogen.

Rauch und Team gelten als pragmatisch, paktfähig - und fleißig, was im schaffigen Vorarlberg besonders anerkannt wird. Eine Katastrophe, wie die FPÖ im Wahlkampf trommelte, sind die Grünen für die Wirtschaft längst nicht mehr. Rauch gelang als einzigem Parteichef ein personalpolitischer Schachzug in diesem Wahlkampf. Während Volkspartei und Freiheitliche ihre Quereinsteiger versteckten, konnte Rauch mit Adi Gross, den er sich aus der Landesverwaltung holte, punkten. Der frühere Energiebeauftragte des Landes ist ein ausgewiesener Klimaschutzexperte, er wäre für viele auch möglicher Landesrat.

Den Sitz in der Regierung wird Rauch, gelernter Bankkaufmann und Sozialarbeiter, aber doch eher selbst übernehmen. Schließlich wäre er mit 55 endlich in einer gestaltenden Rolle. "Er setzt sich Ziele und bleibt dabei", charakterisiert Johanna Rauch (22) ihren Vater. Die Fotografin hat die Grünen im Wahlkampf mit der Kamera begleitet. Sie war nicht die einzige Junge im Tross. Auffällig war, dass die Grünen in diesem Wahlkampf ihren Nachwuchs gepusht haben.

Rauch denkt über diese Legislaturperiode hinaus. Das zeigt auch sein wesentliches politisches Ziel. Bis 2050 soll Vorarlberg energieautonom werden. Den Anstoß zu einem einstimmigen Beschluss im Landtag gaben die Grünen. Nun sollen dem Papier endlich Taten folgen, meint Rauch. (Jutta Berger, DER STANDARD, 22.9.2014)