2014 noch zu dritt. Das könnte sich im kommenden Jahr ändern. Das Eologix-Team (v. li.): Thomas Schlegl, Michael Moser und Hubert Zangl.

Foto: HO/Robert Frankl

"Uns hat immer gewundert, warum diese Idee sonst keiner hatte", so Michael Moser, Mitgründer von Eologix. Diese Idee, die seit August dieses Jahres in eine GmbH geformt wurde, klingt einfach: Durch Sonnenenergie betriebene selbstklebende Sensoren, weniger als zwei Millimeter dick und kleiner als ein A4-Blatt, senden in kurzen Intervallen Signale an die Basisstation. So lässt sich entweder die Temperatur messen oder eine Vereisung der Sensoren feststellen.

"Die Sensoren meldeten bei unseren Tests im Vereisungswindkanal eine Vereisung schon ab einem Millimeter", so Moser stolz. Und gerade diese Meldung ist für die Windenergie ein großer Fortschritt. Denn die Probleme von Eisbildung an Windrädern sind vielseitig. So können zehn Prozent des Energieertrags durch eine millimeterdicke Eisschicht an den Rotorblättern verloren gehen. Auch das Risiko von herabfallenden Eisbrocken, der sogenannte Eiswurf, ist problematisch. Die Sensoren melden diese Gegebenheiten frühzeitig, und Windparkbetreiber können darauf reagieren, wie etwa die Windräder abdrehen.

"Jetzt oder nie"

Von der ersten Idee vor mehreren Jahren bis zur Unternehmensgründung im vergangenen August ist viel geschehen. Thomas Schlegl und Michael Moser waren gemeinsam unter der Leitung von Hubert Zangl in einer Arbeitsgruppe an der TU Graz. Nach Abschluss der Dissertationen 2013 sagten sie sich: "Jetzt oder nie."

Sie meldeten sich mit ihrer Idee beim Science Park Graz und wurden im November 2013 als Projekt aufgenommen. Seither tüfteln die drei an der Umsetzung der Sensoren, die 2015 erste Umsätze abwerfen sollen. Mitarbeiter gibt es noch nicht. "Wir warten damit noch bis zum nächsten Jahr. Aber dann brauchen wir definitiv Leute."

Von Luftfahrt bis Windparks

Dass die Sticker nicht nur in der Windenergie erfolgbringend sein werden, davon ist Eologix überzeugt. So erhielten sie bereits Anfragen aus der Luftfahrt und aus dem Bereich der Infrastruktur, wo das System vielseitig nutzbar wäre.

Zu den größten Abnehmern der derzeitigen Sensoren werden vor allem Windparks in Skandinavien und Kanada zählen. Aber auch in Österreich und Deutschland kommt es zur Vereisung der Rotorblätter. "Es ist ein großer Vorteil für die Kunden, wenn für die Montage der Sensoren der Betrieb so kurz wie möglich unterbrochen werden muss. Jede Stunde Stillstand bedeutet für die Betreiber Ertragseinbußen."

Dass ihr Produkt in Zukunft nur für Temperatur- und Vereisungsmessung eingesetzt wird, ist ausgeschlossen. "Wir sind dabei, unser System für weitere physikalisch messbare Größen anzupassen."

Basis: Selbstbewusstsein

Den Schritt zur Selbstständigkeit würde Moser wieder wagen. "Natürlich ist es ein Risiko, aber das muss einem bewusst sein. Jedem, der auf sein fixes Gehalt nicht verzichten will, würde ich abraten. Fürs Geld machen wir es zumindest dieses Jahr nicht. Wir hätten den Schritt niemals gewagt, wenn wir uns gedacht hätten, es klappt 'vielleicht'. Selbstbewusstsein spielt auf jeden Fall eine Rolle." (Sarah Stössl, DER STANDARD, 27./28.9.2014)