Emma Watson weiß Millionen Fans hinter sich.

Einen großen Teil ihres Lebens war sie Hermine Granger, die berühmte Streberin, Naseweis und beste Freundin von Harry Potter. Zwischen 2001 und 2011 schlüpfte die britische Schauspielerin Emma Watson für die Harry-Potter-Verfilmungen in die Rolle der jungen Magierin. Erst noch mit unaufgeräumter Frisur und großen Vorderzähnen, bevor das Behübschungsprogramm hochgefahren wurde.

Nach Filmrollen in Sofia Coppolas The Bling Ring (2013) oder der Filmbiografie My Week with Marilyn (2011) hat sie seit Juni 2014 eine weitere Aufgabe: die der UN-Sonderbotschafterin für Frauen- und Mädchenrechte. Darüber wissen spätestens seit dieser Woche die Massen Bescheid: Watson hielt in dieser Funktion letzten Samstag vor den Vereinten Nationen eine Rede. Der Rummel darum verdankte sich nicht allein ihrem Inhalt, in der sie wenig revolutionäre Appelle für Gleichberechtigung hielt, sie aber mit berührender Ernsthaftigkeit vortrug. Anlass für die Rede war die Kampagne HeForShe, die feministische Solidarität von Männern einfordert. Daraufhin tauchte auf Twitter der Hashtag #RIPEmmaWatson auf, der ihren Tod andeutete. Außerdem ging die Seite EmmaYou AreNext.com online, die auf die geleakten Nacktfotos anderer Stars anspielte. Auf der Website zählte ein Countdown die Zeit, bis die Nacktbilder erscheinen sollten. Am Mittwoch war die Seite weg, stattdessen fand man den Aufruf vor, gegen die Website 4Chan vorzugehen, wo die Links zu den besagten Nacktfotos veröffentlicht wurden. Auch die Nachricht, dass die gefakte Drohung dem Aus einer üblen Website hätte dienen sollen, stellte sich als Finte heraus. Offenbar war hier ein Troll am Werk. Was bleibt, ist das Wissen um einen Troll, der weiß, wie schnell sich im Netz mit Feminismus Krawall schlagen lässt. Doch nicht diesmal.

Die 24-Jährige wurde in den sozialen Medien für ihre Rede millionenfach geherzt. Kritik gab es für ihre "allzu niedliche" Performance und dass sie wegen ihrer Privilegien keine Ahnung habe. Die Eltern des Scheidungskindes sind Anwälte, sie genoss ein Literaturstudium an der Brown-Universität, und die Erfahrungen des Singles mit Diskriminierung sind begrenzt: Als Kind äußerte sie einmal den Wunsch, Regie zu führen, worauf sie "herrisch genannt" wurde, erzählt Watson. Aber immerhin hat sie Millionen junger Fans hinter sich, die sich vielleicht künftig trauen, sich auch über Ärgeres zu empören. (Beate Hausbichler, DER STANDARD, 27.9.2014)