Rennes – Viele Tiere verfügen über einen Magnetsinn, der ihnen dabei hilft, sich zu orientieren. Wie Forscher um Dorothee Kremers von der Ethos-Abteilung der Université de Rennes nun berichten, sind auch Delfine empfindlich gegenüber magnetischen Reizen. Sie konnten in Verhaltensexperimenten nachweisen, dass die Tiere Magnetfelder wahrnehmen. Die Ergebnisse der Studie sind in der Springer-Fachzeitschrift "Naturwissenschaften" erschienen.

Man geht davon aus, dass die Fähigkeit, Magnetfelder wahrzunehmen eine wichtige Rolle bei der Orientierung und Navigation einiger Land- und Meerestiere spielt. Beobachtungen zu Wanderrouten und Strandungsgebieten von Walen ließen in der Vergangenheit den Schluss zu, dass diese Tiere ebenfalls magnetempfindlich seien.

Experiment im Delfinarium

Da bisher keine experimentellen Nachweise darüber vorlagen, untersuchten Kremers und ihre Kollegen das Verhalten von sechs großen Tümmlern im Delfinarium in Port-Saint-Père. Die Außenanlage besteht aus vier Becken mit einer Wasserfläche von insgesamt 2.000 m2.

Die Forscher beobachteten die spontane Reaktion der Tiere auf eine Tonne, die entweder einen stark magnetisierten oder einen entmagnetisierten Block enthielt. In Form und Dichte waren die Tonnen identisch; Durch Echoortung, mit deren Hilfe Delfine durch zurückgeworfene Schallwellen Objekte lokalisieren, konnten die Tiere also keine Unterschiede bemerken.

Interessante Magneten

Die Delfine erhielten ungehinderten Zugang zu dem Becken mit einer der Tonnen und standen unter ständiger Videobeobachtung. Die Auswertung des Filmmaterials zeigte, dass die Tiere wesentlich schneller auf die Tonne zuschwammen, die den stark magnetisierten Block enthielt. Dennoch war die Interaktion der Delphine mit beiden Tonnen gleich. Dies deutet darauf hin, dass die Tiere einfach nur ein größeres Interesse an der Tonne mit dem magnetisierten Block hatten als tatsächlich davon angezogen worden zu sein.

"Delphine sind in der Lage, Objekte aufgrund ihrer magnetischen Eigenschaften voneinander zu unterscheiden; eine Voraussetzung für die Orientierung mit Hilfe von Magnetsinn", sagt Kremers. "Unsere Forschungsergebnisse liefern neue, experimentelle Beweise, dass Wale eine magnetische Sinneswahrnehmung besitzen und deshalb auf die Liste magnetempfindlicher Arten gesetzt werden müssen." (red, derStandard.at, 29.9.2014)