Manchmal zerredet man viel im Leben. "Aufgeben tut man einen Brief", sagte Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek, um dem vermuteten Abrücken der SPÖ von der Gesamtschule Einhalt zu gebieten. Eine Floskel muss reichen, um die rote Verbundenheit mit der Kernforderung zu zeigen.

Die am Wochenende verkündeten Bildungsmaßnahmen finden sich in Variationen schon im Regierungsprogramm. Statt Reformarbeit übt sich die Regierung im kollektiven Lesetest. Es gilt die Geschlossenheit auch in Bildungsfragen zu demonstrieren - und das geht bei der Schule der Zehn- bis 14-Jährigen natürlich nicht. Die SPÖ will auf lange Sicht weiter die Gesamtschule, alles andere wäre die Verabschiedung von ihrer Identität. Zunächst gibt es andere Baustellen wie den Übergang vom Kindergarten zur Volksschule.

Das Problem in diesem Bereich ist aber nicht nur die Struktur, sondern auch die Ausbildung. Den Kindergartenpädagogen gehört der Stellenwert eingeräumt, den sie schon längst verdienen: ebenbürtig ausgebildet und bezahlt zu werden. Einstweilen wird nicht angekündigt, was nicht geht, sondern angekündigt, was schon vereinbart ist. Dieses Stückwerk suggeriert Bewegung und sichert politisch ab.

Die große Bildungsreform wurde schon oft proklamiert - und ist samt politischem Personal gescheitert. Irgendwann wird man den Gesamtschulbrief wieder ausgraben müssen. Dann stellt sich die Frage: aufgeben oder umsetzen? (Sebastian Pumberger, DER STANDARD, 30.9.2014)