Bild nicht mehr verfügbar.

Auch Österreichs Eurofighter sind vom Produktionsfehler betroffen.

Foto: ERWIN SCHERIAU/epa

Wien - Die 15 Eurofighter des österreichischen Bundesheers sind von demselben Herstellungsfehler betroffen, der auch der deutschen Bundeswehr zu schaffen macht. Das gab das Verteidigungsministerium in einer Aussendung am Mittwochvormittag bekannt. Dieser Mangel sei den zuständigen Stellen bereits im August durch die Herstellerfirma bekanntgegeben worden.

Der Mangel habe zur Folge, dass die Haltbarkeit eines Bauteils am Rumpfhinterteil der Tranche-1-Flugzeuge von 6.000 auf 2.000 Flugstunden reduziert wurde, hieß es, die Überprüfung der Flugzeuge sei noch am Laufen.

Fehler bei Bohrungen

Zuvor hatten deutsche Inspektoren bei einer Qualitätskontrolle einen Produktionsfehler an den Eurofightern der deutschen Bundeswehr entdeckt. Am Rumpf gebe es "Herstellungsfehler bei einer großen Anzahl an Bohrungen", teilte das deutsche Verteidigungsministerium am Dienstag mit (derStandard.at berichtete).

Flugsicherheit nicht gefährdet

Die Flugsicherheit der Eurofighter sei aktuell nicht betroffen, hieß es aus dem Verteidigungsministerium in Wien. "Der Mangel würde nach derzeitigem Wissensstand, in zeitlicher Hinsicht und unter Beibehaltung der derzeitigen Flugstunden erst in 15 Jahren zu Folgen am Flugzeug führen", erklärte das Ministerium.

Grüne fordern Vertragsauflösung

Der grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz sagte auf an Anfrage von derStandard.at am Mittwochvormittag, er habe die Sachlage eingehend geprüft und sei zu dem Schluss gekommen, dass die Voraussetzung für eine Auflösung des Eurofighter-Vertrags gegeben sei.

Am Vormittag hatten die Sicherheitssprecher der Parlamentsparteien laut Pilz einen Termin bei Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ). Thema sollte eigentlich die anstehende Heeresreform sein, Pilz wollte den Termin allerdings auch nutzen, um Klug zur Auflösung des Vertrags mit der Herstellerfirma aufzufordern.

Klug solle nun zumindest die Stilllegung der 15 Kampfflugzeuge verkünden, forderte Pilz vor Journalisten. Sonst drohten parlamentarische Konsequenzen.

Pilz: Auswirkungen noch nicht absehbar

"Es ist jetzt aus mit den Eurofightern, und das soll die Politik endlich einmal zur Kenntnis nehmen", sagte Pilz. Die Flugzeuge seien ohnehin de facto nicht betriebsfähig und würden mit den neuesten Erkenntnissen "ein großes technisches Risiko" darstellen. Die Auswirkungen seien "noch nicht absehbar". Empört ist Pilz zudem darüber, dass im Gegensatz zu Deutschland die heimischen Abgeordneten erst via Medien über die Mängel erfahren hätten.

"Klug soll am Freitag an die Öffentlichkeit treten", sagte Pilz, der sich dabei die Ankündigung Klugs erwartet, die Eurofighter erst einmal stillzulegen. "Das ist das Mindeste, was jetzt passieren muss." Als zweiten Schritt fordert er eine Vertragskündigung, die die Grünen nun juristisch prüfen würden. Aber auch ein "Deckungskauf" auf Kosten von Airbus kommt für ihn infrage, wobei der Differenzbetrag auf die teurere Variante zurückgezahlt würde.

Sollte Klug nicht bald reagieren, droht Pilz mit Konsequenzen. Er will nicht nur den Nationalrat mit der Causa beschäftigen, sondern überlegt auch, den Nationalen Sicherheitsrat einzuberufen.

Bundesheer prüft rechtliche Möglichkeiten

Das Bundesheer prüfe unterdessen alle rechtlichen Möglichkeiten, die sich in Zusammenhang mit dem Mangel ergeben könnten, hieß es auf derStandard.at-Anfrage. (burg, derStandard.at, 1.10.2014)