Wien/Paris - Versteigerungen wird es weiterhin nur in Paris, Monaco und Les Mans geben, aber ansonsten möchte das französische Auktionshaus Artcurial künftig auf dem Wiener Markt gehörig mitmischen. "Das Dorotheum wird unser Hauptkonkurrent sein. Da hoffen wir, Marktanteile anknabbern zu können", sagte Wien-Direktorin Caroline Messensee im APA-Gespräch anlässlich der Eröffnung der Wien-Repräsentanz.

Die Räumlichkeiten am Rudolfsplatz in der Wiener Innenstadt sind durchaus repräsentativ. Zu den Eröffnungstagen werden exquisite Kunstwerke und Möbel gezeigt sowie Highlights aus der Sammlung von Ernesto und Liuba Wolf, von der am 1. und 10. Dezember Bücher und Manuskripte, moderne, mittelalterliche und orientalische Kunst zur Versteigerung gelangen. "Wir wollen zeigen, was wir können", sagt Messensee, die personell am Wien-Standort vorläufig noch eine Solo-Show bietet. "Mehr als eine Assistentin werde ich vorläufig wohl nicht bekommen", lacht die Heimkehrerin, die an der Uni Wien und an der Sorbonne Kunstgeschichte studierte, ihre berufliche Karriere in Pariser Galerien begann und 2012 bei Artcurial als Direktorin für Moderne und Zeitgenössische Kunst in Mitteleuropa eingestiegen ist.

Internationales Aufsehen mit Oldtimern und Comics

25 Fachabteilungen umfasst das 2002 gegründete Auktionshaus, das 2013 einen Jahresumsatz von 178,1 Millionen Euro erreichte und laut "Handelsblatt" im ersten Halbjahr 2014 mit 105 Mio. Euro eine Umsatzsteigerung von fast 15 Prozent aufwarten konnte. Für internationales Aufsehen sorgte Artcurial bisher vor allem in den Sparten Oldtimer (Messensee: "Es gibt nichts, was in letzter Zeit derartige Wertsteigerungen erfahren hat.") und Comics. Im Mai machte man Schlagzeilen, als eine Doppelseite des Herge-Comics "Tim und Struppi" aus dem Jahre 1937 für den Rekordpreis von 2,5 Mio. Euro zugeschlagen wurde.

Comic werde in Wien wohl in absehbarer Zeit keinen besonderen Schwerpunkt bilden, schmunzelt Messensee - "da findet meine Kollegin in Brüssel wohl einen anderen Markt vor". Brüssel, Mailand und Peking waren die bisherigen Auslandsbüros von Artcurial, das sich am Stammsitz in Paris als ernst zu nehmender Konkurrent der beiden Global Player Christie's und Sotheby's etabliert hat. Künftig könnten durchaus noch einige hinzu kommen. Den osteuropäischen und süddeutschen Markt will man jedoch vorerst von Wien aus betreuen.

Zeitpunkt zur Eröffnung sei ideal

"Ich war 20 Jahre in Frankreich und bin jetzt zurückgekommen", sagt Messensee. "Ich finde, Wien hat sich in dieser Zeit enorm verändert. Es bewegt sich etwas." Trotz allgemeiner Krisenstimmung, Niedrigzinsen und einer abwartenden Haltung bei Industrie-Investitionen sei der Zeitpunkt zur Eröffnung der Wien-Dependance ideal: "Es gibt noch immer genug Menschen, die nach Investment-Möglichkeiten suchen. Wirklich schwierig ist es derzeit, hervorragende Ware zu bekommen, nicht, sie zu verkaufen."

In der neuen Wiener Repräsentanz will man übrigens "nicht nur ausstellen, was wir verkaufen". Messensee schwebt "eine Art Salon" vor, "bei dem man miteinander ins Gespräch kommen kann. Wir werden das zeigen, was man in Wien sonst nicht so sieht - also eher Picasso-Keramiken als Klimt-Zeichnungen". Am Expertentag (Mittwoch 10-18 Uhr) liegt der Fokus auf zeitgenössischer und afrikanischer Kunst, Uhren, Schmuck, Inkunabeln, Büchern, Manuskripten, Möbeln aus dem 17. und 18. Jahrhundert, dekorativer Kunst sowie auf Vintage-Luxusgütern. Vor Weihnachten sollen dann die Wein-Experten des Hauses nach Wien kommen. (APA, 1.10.2014)