Streng genommen ist die außerordentliche Familiensynode bereits im Vorfeld gescheitert. Die Reformgegner haben im Kardinalskollegium Stellung bezogen. Und damit einen wichtigen synodalen Grundpfeiler ins Wanken gebracht: Eine Bischofssynode soll die Weltkirche repräsentieren, vor allem aber die Kollegialität von Papst und Bischöfen unterstreichen. Darauf fußt die 1965 von Papst Paul VI. auf Anregung des Zweiten Vatikanums geschaffene, ständige Einrichtung.

Wenn sich jetzt Kardinäle in Buchform unmittelbar vor dem Beginn der vatikanischen "Familienwochen" in Opposition begeben, zeugt dies nicht gerade von gottergebener Treue zum Chef. Es ist ein weiteres Indiz dafür, dass mit jedem Schritt von Papst Franziskus in Richtung Erneuerung und Offenheit auch die Zahl seiner Kritiker wächst.

Doch in dem noch jungen Pontifikat hat sich eines deutlich gezeigt: Am Stuhl Petri sitzt ein gewiefter Taktiker. Mit der weltweiten Befragung des Kirchenvolkes als Basis für die nun startende Synode hat der Papst sein berufliches Umfeld geschickt dazu genötigt, über heikle Themen erwartbar heftig zu diskutieren. Vielleicht liegt der Schlüssel zum Erfolg heute nicht mehr nur im großen Miteinander. Nach einem reinigenden Gewitter über dem Petersdom könnte für das Kirchenvolk die Sonne aufgehen.

Scheitert Papst Franziskus aber mit seinem Konfrontationskurs, wird er wohl bald alleine im Regen stehen. (Markus Rohrhofer, derStandard.at, 4.10.2014)