"Rückzug der Parteien" (von rechts): Astrid Zimmermann (Concordia), Franz C. Bauer (Journalistengewerkschaft), ORF-Direktorin Kathrin Zechner, Alexandra Föderl-Schmid (STANDARD), Trautl Brandstaller (ORF), Karl Pisa (ÖVP), Peter Huemer (ORF), Heinrich Neisser (ÖVP).

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Wien – Rundfunk als "Beute der Parteien, die sie sich teilen können": Zum Abschied von dieser Vorstellung reichten die 50 Jahre seit dem Rundfunkvolksbegehren von 1964 offenbar nicht. Freitag fand Karl Pisa diesen Abschied noch immer "notwendig".

Der Ex-Kommunikationschef der ÖVP war nicht der einzige Proponent der Volkspartei, der bei der Matinée zu 50 Jahren Rundfunkvolksbegehren im Presseclub Concordia Parteienzugrif auf den ORF zurückdrängen möchte.

Kurt Bergmann, ehemaliger ÖVP- und ORF-Manager, verfolgt dieses Thema seit Jahren. Er plädiert für einen kleineren Aufsichtsrat und sieht in der "journalistischen Belegschaft des ORF die einzige wirklich bundesweite Widerstandsgruppe" gegen politische Einfluss.

Neue Generation

Trautl Brandstaller, früher Redakteurin und Hauptabteilungsleiterin im ORF, lobte die "neue Generation völlig selbstständiger und autonomer Redakteure". Ihnen fehlten nur Sendeplätze, ihr Können zu zeigen.

Die Concordia nützte die Veranstaltung für einen Appell: Sie fordert "Den Rückzug der politischen Parteien aus allen Aufsichts- und Führungsgremien, um die in der Bundesverfassung garantierte Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Österreich zu gewährleisten".

Der Befund der Concordia 2014, 50 Jahre danach: "Nach wie vor erwecken politische Parteien den Eindruck, der ORF gehöre ihnen. Noch immer werden Gremien, insbesondere der Stiftungs- und der Publikumsrat, mit Vertretern und Vertreterinnen der Regierungen und der Parteien besetzt. Und noch immer ringen Parteisekretariate und Pressesprecher um Einfluss auf die Bestellung von Leitungspositionen – und um Einfluss auf die Berichterstattung."

Die höchstrangige ORF-Vertreterin im Publikum lauschte interessiert: Fernsehdirektorin Kathrin Zechner. (red, APA, DER STANDARD, 4./5.10.2014)