Kräftig umgebaut wird derzeit bei manchen heimischen Immo-AGs. 2015 dürfte auch eine ganz neue an die Börse kommen.

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Buwog, Immofinanz und s Immo: So lauten die derzeitigen "Top Picks" von Günther Artner. Das sind also jene heimischen Immobilien-AGs, deren Aktien der Erste-Group-Analyst Anlegern aktuell zum Kauf empfiehlt.

Buwog setzt auf Dividende

Die Gründe sind im Einzelnen ziemlich unterschiedlich: "Newcomer" Buwog - der Konzern spaltete sich mit dem Börsengang im April de facto von der Immofinanz ab - überzeuge mit einer klaren Dividendenstrategie, will doch CEO Daniel Riedl in drei aufeinanderfolgenden Jahren "stabile" Ausschüttungen vornehmen. Für heuer werden es 69 Cent je Aktie sein. Dividendenzahltag ist der 15. Oktober, weshalb Artner darauf hinweist, dass man "in zwei Jahren drei Dividenden ausbezahlt bekommt, wenn man jetzt noch einsteigt".

Die rein in Wohnimmobilien investierende Buwog hat sich außerdem durch deutsche Zukäufe (DGAG, Apollo) substanziell vergrößert und hält nun bei 53.000 Wohneinheiten im Bestand mit einem Fair Value von rund 3,5 Milliarden Euro. Die knappe Mehrheit davon befindet sich in Deutschland, wo man vor allem auf Berlin sowie den Nordwesten setzt. "Zwischen Kassel und Kiel" seien deshalb auch weitere kleinere Zukäufe geplant, so Riedl.

Beim Asset Management ist das Ziel der Buwog, dass die eigenen Objekte auch selbst verwaltet sind. In Österreich wurde bekanntlich erst im heurigen Frühjahr das Eigenverwaltungs- vom Fremdverwaltungsgeschäft abgespalten (und Letzteres an EHL verkauft), in Deutschland sollen aber auch weiterhin fremde Objekte verwaltet werden. Das dritte Kerngeschäft, das Development, spielt sich derzeit ausschließlich in Wien und Berlin ab, wobei geplant ist, die Präsenz in der deutschen Hauptstadt auszubauen. Aktuell hat man Projekte mit einem Volumen von rund 1,5 Milliarden Euro in der Pipeline, und noch hat Wien mit zwei Dritteln klar die Oberhand. Die dicke Projekt-Pipeline der Buwog - in Berlin sind 770 Einheiten in Bau oder Bauvorbereitung - sieht Artner allerdings auch mit einem gewissen "operationalen Risiko" behaftet.

Auch Immofinanz attraktiv

Der zweite "Top Pick", die Noch-Buwog-Mutter Immofinanz (die Abspaltung erfolgt per Wandelanleihe), wird von Artner ob ihres sehr günstigen Kurses - einem Abschlag zum Net Asset Value (NAV) von rund 50 Prozent - zum Kauf empfohlen. Der Russland-Anteil von 24 Prozent des Immobilienvermögens sei zwar sehr hoch; selbst wenn man diesen aus dem NAV vollständig herausrechne, bleibe aber ausreichend Luft nach oben, so der Experte.

Die s Immo AG, die auf "vier Segmente in vier Ländern" setzt, steigt nun groß ins Development in Berlin ein (siehe auch S. 8) und ist für den Analysten auch wegen des ebenfalls recht großen NAV-Abschlags eine Kaufempfehlung.

Bei der CA Immo, die von Artner auf "Hold" zurückgestuft wurde, überschlugen sich zuletzt die Ereignisse: Zunächst kündigte die Bank Austria an, sich von ihrem 16,35-prozentigen Anteil trennen zu wollen. In der Folge wurde wochenlang gerätselt, wer dieses Paket, das auch "Golden Shares" beinhaltete, übernehmen könnte: Die Immofinanz bekundete Interesse, vor wenigen Tagen auch die s Immo - neben zahlreichen internationalen Finanzinvestoren. Am Donnerstag gab die CA Immo bekannt, dass die Holdinggesellschaft O1 Group Limited mit Sitz in Zypern den Zuschlag erhält. Das Unternehmen strebt insgesamt einen 26-Prozent-Anteil an. Der Deal muss noch kartellrechtlich genehmigt werden, das Closing wird für November 2014 erwartet.

PIAG ante portas

Die Conwert Immobilien Invest SE, von den Erste-Group-Experten ebenfalls kürzlich auf "Hold" zurückgestuft, lässt es für Analyst Artner einerseits an einer überzeugenden Dividendenstrategie fehlen. Andererseits hält der Analyst eine großangelegte Portfolio-Straffung für nötig - mit der CEO Schneider auch bereits begonnen hat.

Bleibt noch die Tatsache, dass es schon demnächst eine neue österreichische Immo-AG geben könnte: Der börsennotierte Baukonzern Porr gab vor wenigen Wochen bekannt, mit seinem Immobilienbereich inklusive der Beteiligung an der UBM Realitätenentwicklung AG als Immo-Spin-off an die Wiener Börse gehen zu wollen.

Konkret sollen das Immobiliendevelopment der Strauss-&-Partner-Gruppe, nicht betriebsnotwendige Immobilien der Porr-Gruppe sowie die UBM-Beteiligung (die Porr kaufte der CA Immo kürzlich 25 Prozent ab, strebt eine 75-Prozent-Mehrheit an) in die neu zu schaffende Porr Immobilien AG (PIAG) zusammengefasst werden. Ziel ist die Konzentration von Porr auf das Kerngeschäft Bau sowie die Schaffung eines eigenständigen börsennotierten Immobilienentwicklers. Zudem werde der Konzern damit vergleichbarer und könne Kompetenzen besser poolen.

"Damit entstehen zwei fokussierte Pure-Player", zeigte sich Karl-Heinz Strauss, CEO der Porr AG, überzeugt. Die Durchführung der notwendigen Maßnahmen soll nach Möglichkeit bis Jahresende 2014 erfolgen. Im ersten Quartal 2015 soll die PIAG dann "so schnell wie möglich" mit der UBM zusammengeführt werden, der Name UBM aber erhalten bleiben, verspricht Strauss. Das Syndikat, bestehend aus der Strauss-Gruppe und der Ortner-Gruppe, wird an dieser "neuen UBM" 40 bis 50 Prozent halten, so Strauss. (Martin Putschögl, Franziska Zoidl, DER STANDARD, 4.10.2014)