Gerfried Promberger hat in Zeltweg das Kommando.

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Am Donnerstag herrschte über Innsbruck Alarm statt Flugshow - seitdem wird der Eurofighter durchgecheckt und flugtauglich gemacht.

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STANDARD: Der vergangene Woche notgelandete Eurofighter steht wegen der Folgen noch auf dem Flughafen Innsbruck, weil er wieder flugtauglich gemacht werden muss. Wie geht es eigentlich dem Piloten?

Promberger: Dem Piloten geht es ausgezeichnet - und zwar physisch wie psychisch. Nicht zuletzt deswegen, weil wir zuvor das Landen auf zivilen Ausweichflughäfen für den Notfall sorgfältigst trainiert haben. Davon abgesehen muss jeder unserer Eurofighter-Piloten einmal im Monat einen Notfallmaßnahmentest schreiben, und für die Emergency-Procedures haben wir in Zeltweg einen eigenen Flugsimulator.

STANDARD: Auch wenn alles gutgegangen ist: Können die Piloten nach so einem Vorfall gleich wieder zur Tagesordnung übergehen? Da sitzt einem doch wohl noch tagelang der Schrecken in den Knochen?

Promberger: Grundsätzlich wird bei uns in der Staffel jeder Flug mit dem Eurofighter vor- wie nachbesprochen. Außerdem haben wir die Fliegerpsychologen - und wie ich unsere Fachleute kenne, hat es da auch schon ein Gespräch mit dem Piloten gegeben. Im konkreten Fall ist auch sofort eine Untersuchungskommission eingesetzt worden, bei der jedes Detail, das die Maschine während des Fluges aufgezeichnet hat, durchgegangen wird: Jede Tastenbetätigung, jede Schalterstellung ist ja rekonstruierbar. Dadurch war auch ersichtlich, dass der Pilot in weniger als einer Sekunde auf den gemeldeten Triebwerksausfall reagiert hat - und den Eurofighter sicher zu Boden gebracht hat.

STANDARD: Übers Wochenende fand auch die heeresinterne Besprechung mit Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) bezüglich dieser dramatischen Minuten statt. Können Sie schildern, was ab dem Aufblinken der Warnanlage im Cockpit bis zur Notlandung konkret passiert ist?

Promberger: Bei dem Einsatzflug am Donnerstag galt es konkret, die Überflugsgenehmigung von ausländischen Militärflugzeugen zu überprüfen, wegen der großen Entfernung musste Überschall geflogen werden. Um 14.38 Uhr ist am Emergency-Panel eine Feueranzeige bei einem Triebwerk erschienen. Der Pilot war da gerade mit zirka 1000 Knoten, also 1850 km/h, unterwegs und auf etwa 10,3 Kilometer Höhe. Er hat dann sofort die Notmaßnahmen eingeleitet und nach der Reihe abgearbeitet, dazwischen gab es freilich auch noch die Landefreigabe für Innsbruck. Binnen zehn Minuten ist er dann gelandet - aus meiner Sicht war das eine Topleistung.

STANDARD: Besorgte Bürger haben wegen des Lärms Polizei und Feuerwehr alarmiert. Was, wenn ein Eurofighter tatsächlich über einem Stadtgebiet herunterzukrachen droht, was wohl ein Inferno geben würde?

Promberger: Zur Aufklärung: Angesichts des Überschallknalls, also der Druckwelle, die den Boden erreicht, gibt es immer einen lauten, unangenehmen Knall. Grundsätzlich hat der Eurofighter zwei Triebwerke - und für den Ausfall eines der beiden sind unsere Piloten hervorragend trainiert. Sie würden alles in ihrer Macht Stehende tun, damit dichtbesiedeltes Gebiet nicht gefährdet wird - das gilt übrigens auch für die gesamte Zivilluftfahrt, die in Wien ja auch über die Stadt den Flughafen Schwechat anfliegt.

STANDARD: Zuletzt gab es auch Aufregung darüber, dass die Mängel des Herstellers, konkret unzureichend entgratete Bohrlöcher am Hinterteil des Eurofighters, dem Minister nicht gemeldet wurden. Sind die Flieger so störanfällig, dass man gar nicht mehr jede Panne nach ganz oben meldet?

Promberger: Der Eurofighter ist ein komplexes Hochleistungsflugzeug, bei dem ab und an Fehlermeldungen aufgezeigt werden, bei denen sich dann aber herausstellt, dass sie gar keine waren. Man muss sich das auch so vorstellen wie in der Autoindustrie, wo auch manchmal Teile von Fahrzeugen wegen Mängeln zurückbeordert werden. Beim Eurofighter bin ich zuversichtlich, dass unsere Techniker mit der Industrie das Problem in den Griff kriegen.

STANDARD: Wann kehrt der Eurofighter von Innsbruck heim nach Zeltweg?

Promberger: Im Laufe der Woche, aber Sicherheit hat natürlich höchste Priorität. Denn das fragliche Triebwerk wird noch genau durchgecheckt - und erst dann gibt es den Auftrag zur Rücküberstellung.

STANDARD: Ursprünglich haben wir um ein Interview mit dem Piloten angesucht. Warum war das nicht möglich?

Promberger: Erstens möchten wir den Piloten vor unnötiger Publicity schützen. Zweitens läuft intern noch die Untersuchung. Und auch deswegen soll der Betroffene nicht in die Auslage gestellt werden. (Nina Weißensteiner, STANDARD, 7.10.2014)