Ethische Fragen zur sogenannten Sterbehilfe wurden in Österreich von der Politik sehr lange erfolgreich ignoriert. So lange, dass Experten den Begriff "Sterbehilfe" gar nicht mehr verwenden wollen, da er längst als vorurteilsbehaftet, veraltet und unpräzise gilt.

Doch etwas ist in Bewegung. Gleich zwei Gruppierungen befassen sich derzeit mit der Frage, was es für ein Sterben in Würde in Österreich braucht: die parlamentarische Enquetekommission und die Bioethikkommission. Den Anstoß dazu gab die Forderung der ÖVP, Tötung auf Verlangen in der Verfassung zu verbieten. Die Debatte greift inzwischen weit über diese Frage hinaus. Das ist gut so.

Denn der Tod sollte zum Beispiel längst in der Ärzteausbildung mehr Platz - ja überhaupt erst einen Pflichtplatz - einnehmen. Schließlich werden mehr Menschen immer älter, das Lebensende verzögert sich aufgrund medizinischer Möglichkeiten oft über lange Zeit. Das geschieht nur selten im Rahmen palliativmedizinischer Betreuung: Österreichweit gibt es nur 400 Hospiz- und Palliativbetten. Derzeit trauen sich Patienten oft nicht einmal, einem Arzt oder Pflegepersonal Suizidgedanken mitzuteilen. Dabei könnte allein die Kommunikation darüber zumindest etwas weiterhelfen.

Die aktuelle Debatte muss zwar erst konkrete Ergebnisse bringen. Sie gibt aber Grund zur Hoffnung, dass sie die weitreichende Sprachlosigkeit beendet. Sterben muss jeder. Es ist Zeit, die Umstände nicht mehr totzuschweigen. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 7.10.2014)