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Die ehemalige kaufmännische Geschäftsführerin des Burgtheaters, Silvia Stantejsky, wehrt sich gegen ihre Entlassung

Foto: apa/schlager

Wien – Die Entlassung Silvia Stantejskys am 18. November 2013 hatte die ganze, derzeit vor Gerichten ausgebreitete Burgtheater-Misere ins Rollen gebracht: Damals wurde die Vizedirektorin und zuvor langjährige kaufmännische Geschäftsführerin des Hauses wegen des Verdachts, Burgtheatergelder für private Zwecke verwendet zu haben, ihres Amtes enthoben. In weiterer Folge wurden schwere buchhalterische Mängel festgestellt. Beides ficht Stantejsky an.

Die zweite Tagsatzung vor dem Wiener Arbeits- und Sozialgericht am Montag startete mit einem Knalleffekt: Es wurden neue, erst am 25. 9. ausgestellte Finanzamtsbescheide eingebracht (noch nichts rechtskräftig), die Stantejsky laut Richter Helge Eckert schwer belasten. Sie solle Abgaben nicht oder nur teilweise abgeführt haben. Stantejskys Anwältinnen Isabell Lichtenstrasser und Alice Epler werden dazu erst beim Folgetermin am Mittwoch Stellung beziehen. "Wir kannten diesen Bescheid bisher nicht."

Barauszahlungsmodus besprochen

Im Zeugenstand schildert Silvia Stantejsky ihren beruflichen Werdegang, erzählt von der Diplomarbeit "Materialwirtschaft der Bundestheater" und den Arbeitsweisen der wechselnden Direktoren. Ihre Tätigkeit als Geschäftsführerin sei insbesondere nach der Ausgliederung in die Holding angewachsen, neue Abteilungen mussten eingerichtet werden. "In Arbeitskreisen haben wir den Barauszahlungsmodus besprochen sowie Formulare dafür entwickelt." Der Druck stieg, der später zu einer Belastungsdepression führte.

Ihr gegenüber wurde allerdings weder vonseiten des Holdingchefs Georg Springer noch vonseiten Hartmanns jemals Kritik laut. Dies ist übrigens ein Widerspruch zur aktuellen Aussage Hartmanns in dessen eigenem Prozess. Dieser habe angeblich genau deshalb den Theaterökonomen Peter F. Raddatz geholt.

Ohne Vier-Augen-Prinzip

Stantejskys weitere Ausführungen zu den Privatkonto-Buchungen sowie den Bargeldflüssen geben ein eindrückliches Bild vom Finanzgebaren innerhalb der Burg. Jene 9.000 Euro, die 2013 auf ihr Privatkonto flossen, hätte sie 2009 dem Burgtheater vorgestreckt; damals hätte sie keine Zeit gehabt, diese einem in die Karenz wechselnden Facility-Manager zustehende Summe buchhalterisch genau zu eruieren (Prämien etc.), und habe ihm deshalb nur überschlagsmäßig diese Summe privat ausbezahlt. Zudem sei es üblich gewesen, dass Vorstandsmitglieder sich über ein Akonto aus der Burgtheaterkassa Geld holten. Hartmann habe das gemacht, auch Bachler. Ohne Vier-Augen-Prinzip.

Im weiteren Verlauf des Prozesses werden u. a. folgende Zeugen geladen: Karin Bergmann, Othmar Stoss, Thomas Königstorfer, Peter Stransky, Klaus Missbach sowie die Schauspieler Johannes Krisch, Christiane von Poelnitz, Daniel Jesch. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Weitere Termine: 19. 11. und 1. 12. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 5.10.2014)