Klagenfurt - Thomas Daniel Schlee, seit 2004 Intendant des Carinthischen Sommers, tritt mit Ende der Spielzeit 2015 zurück. Das wurde, nicht ganz überraschend, in einer gleichwohl etwas voreiligen Aussendung gestern bekannt. Denn die Vertragsauflösung wird vom Vorstand erst am 7. November beschlossen. Schlee kritisierte in einer Pressemitteilung den Vorgriff von Vereinsobfrau Walburga Litschauer, verwies aber darauf, dass ihm aufgrund der budgetären und organisatorischen Nöte des Festivals sowie des neuen Drei-Jahres-Fördervertrags die Fortsetzung seiner Arbeit nicht möglich erscheine.

Kulturlandesrat Christian Benger wies im Gespräch mit dem Standard Schlees Kritik am neuen Fördervertrag zurück. Die Förderhöhe sei mit dem Intendanten akkordiert worden, dass dieser sich eine jährliche Steigerung um 100.000 Euro gewünscht habe, "war budgetär einfach nicht machbar". Als einzige Neuerung gegenüber der bisherigen Praxis sehe der Vertrag die Umsiedlung der Festivaladministration von Wien nach Kärnten binnen drei Jahren vor. "Der Carinthische Sommer erhält 1,2 Millionen Euro an öffentlichen Zuschüssen, davon fast 70 Prozent aus Kärnten. Da ist es doch legitim, dass man schaut, dass das Geld auch in Kärnten bleibt", so Benger.

Nach einer rigiden Subventionskürzung durch die vormalige Kärntner FPÖ-Regierung hat der Carinthische Sommer 2012 das vormalige Herzstück, die jährliche Kirchenoper, aus dem Programm gestrichen. Organisatorisch gibt es einen Dauerkonflikt mit der Hausherrin im Stift Ossiach, der Carinthischen Musikakademie CMA. Schlee, auch als Komponist ein bedeutender Vertreter der zeitgenössischen Musik, hat seit Jahren davor gewarnt, dass das Festival zu "einer bloßen Konzertreihe" verkommt. (Michael Cerha, DER STANDARD, 8.10.2014)