Volkswirte witzeln, dass die englische Abkürzung des Internationalen Währungsfonds, IMF, für "It's mostly fiscal" steht. Denn Jahrzehnte hindurch war die einzige wirtschaftspolitische Arznei, die die Wirtschaftsapotheker aus Washington ausgegeben haben, die Empfehlung, dass Staaten ihre Haushalte konsolidieren und sparen sollen.

Doch die jüngste Wachstumsschwäche in der Weltwirtschaft hat im Währungsfonds zum Umdenken geführt. Die Ökonomen des Fonds empfehlen dem wachstumsarmen Europa Infrastrukturinvestitionen gegen die Konjunkturflaute; und auf negative Wachstumsüberraschungen - etwa wegen der Russland-Sanktionen - sollten Europas Finanzminister bloß nicht mit weiteren Einsparungen reagieren, warnen sie.

Dabei sollte der jüngste Schwächeanfall in der Eurozone nicht als Absage an die Strukturreformen verstanden werden. Denn jene Länder, die in den vergangenen Jahren kräftig gespart haben und wettbewerbsfähiger geworden sind - allen voran die Krisenländer Irland und Spanien -, trotzen den negativen Trends. Beide Länder werden 2014 stärker expandieren als erwartet, dank ihrer Exporte.

Negative Wachstumsschocks gibt es dort, wo auch die EU-Kommission noch Raum für Arbeitsmarktreformen oder Einsparungen sieht, in Italien oder Frankreich. Gerade diese Länder werden von Investitionen in Infrastruktur oder lockerer Geldpolitik wenig haben. Hier gilt: IMF. (Lukas Sustala, DER STANDARD, 8.10.2014)