Foto: Lukas Friesenbichler

Pro
von Sigi Lützow

Das jahrzehntelange, eher notgedrungene Tragen eng, ja zuweilen zu eng anliegender Kleidung lässt einen milden Blick auf derlei modische Torheiten zu. Zumal die dämlich Meggings genannten Beinkleider an Helden der Jugend erinnern - an Obelix und seine gestreiften Röhrlleinernen, an die vermutlich Seidenen von Danny Kaye in "Der Hofnarr", von Errol Flynn in "Robin Hood". Und Burt Lancasters Hinterbackenspiel in den rot-grau Gestreiften beim Turnen in der Takelage des "Roten Korsaren" hat gewiss Legionen von Adorantinnen ebenso in den erotischen Wahnsinn getrieben wie sein strahlendes Lächeln.

Da fällt einem dann auf, dass dieses Kleidungsstück in der gewiss guten alten Zeit, selbst wenn man sich aufs Modische beschränkt, beinahe ausschließlich dem Manne vorbehalten war. Aus einleuchtendem, nun ja, hervorragendem Grund. Erst viel später bemächtigten sich Frauen dieses Schmuckes - nicht wenige zu ihrem Nachteil. Aber das ist eine andere Geschichte, gehört nicht hierher.

Kontra
von Margarete Affenzeller

Ich gebe zu, es ist verdammt hart, gegen Meggings zu sein. Meggings, das sind Männer-Leggings. Schon allein der Name hat Anziehungskraft. Meggings - das fährt. Wie gefallen dir meine neuen Meggings? Hey, die sind supercool. Der Distelfink-Print - ein Traum ...

Aber: Sind Meggings in Wahrheit nicht einfach Strumpfhosen? Also Unterwäsche? Eng anliegende Männerbeinbekleidung wurde ja selbst in den tschechoslowakischen Märchenverfilmungen der 60er-Jahre mit ausgepufften Shorts drüber entschärft. Jeder Prinz hatte da über den Storchenbeinen noch ein royales dickes Wams um die Hüften gegürtet. Möglichst gepolstert, damit man sich nicht verkühlt und den Kranichhintern vor giftigen Blicken schützen konnte. Sehr gute Entscheidung, wie ich finde. Auch muss man heute nicht mehr gar so oft aufs Pferd, um vor feindlichen Horden zu fliehen, wie das noch bei Robin Hood der Fall war. Schon Frauen wissen nicht, sich mit Leggings zu kleiden. Außerdem, wir sind ja nicht beim Bodenturnen.

(Rondo, DER STANDARD, 10.10.2014)