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Stefan Petzner will jetzt seine in der Politik gesammelten Erfahrungen an Kunden weitergeben.

Foto: HELMUT FOHRINGER/apa

derStandard.at: Ein einziges falsches Wort kann ganze Unternehmen vernichten, heißt es auf Ihrer Website. Ist das nicht ein wenig übertrieben?

Petzner: Nein, denn in Krisensituationen kann ein falscher Satz das Ende bedeuten.

derStandard.at: Was hätten Sie als Politiker im Nachhinein lieber nicht gesagt?

Petzner: Die Frage stellt sich nicht. Entscheidend ist, wir kennen das Ganze auch aus der Praxis. Ich weiß, wie es sich anfühlt, bei Armin Wolf im "ZiB 2"-Studio zu sitzen, und kann entsprechend beraten. Die meisten unserer Branchenkollegen sind theoretische Klugscheißer und haben von der Praxis keine Ahnung.

derStandard.at: Wie fühlt es sich an, bei Armin Wolf im Studio zu sitzen?

Petzner: Da Sie kein Kunde sind, sage ich Ihnen das nicht. Das wäre geschäftsschädigend. Nur so viel: Wenn man es richtig anlegt, ist auch ein Armin Wolf handlebar.

derStandard.at: Sie wollen für Kunden Prestige und Reputation zurückgewinnen. Wie hoch schätzen Sie Ihre eigene Reputation ein?

Petzner: Wenn ich danach gehe, wie es mit unserer Agentur bisher läuft, dann liegen wir über den Erwartungen.

derStandard.at: Was raten Sie jemandem, der, wie Sie es auf Ihrer Website beschreiben, "in die Fänge der Justiz gerät und medial vorverurteilt wird"?

Petzner: Das kommt immer darauf an, welchen medialen Status ein Beschuldigter hat. Es ist ein großer Unterschied, ob ein Beschuldigter bereits im Fokus der öffentlichen Berichterstattung steht oder nicht. Dementsprechend muss man strategisch völlig verschieden vorgehen.

derStandard.at: Sonst gibt es dazu nichts zu sagen?

Petzner: Nein. Außer Sie sind Kunde.

derStandard.at: Werden Sie auch mit Psychologen zusammenarbeiten, die den Betreffenden in schwierigen Phasen weiterhelfen?

Petzner: Als Berater ist man immer zugleich Psychologe. Man muss Kunden, die medial unter Beschuss geraten, auch menschlich betreuen und ihnen lernen, wie man damit richtig umgeht und das psychisch packt. Gerade im BZÖ hat man gelernt, damit umzugehen. (lacht)

derStandard.at: Raten Sie Leuten davon ab, sich alles hineinzuziehen, was über sie geschrieben und getwittert wird?

Petzner: Jeder Mensch und Fall ist verschieden. Ich rate mit Ausnahme der Social Media dazu, die Foren in den diversen Medien nicht zu lesen. Wenn Leute ihr Gemüt kühlen und ihre Worthaufen abkacken, ist es am besten, das im Sinne der eigenen psychischen Hygiene zu ignorieren. Wir als Agentur sind dazu da, diesen Job zu übernehmen, Foreneinträge zu beobachten, und wir reagieren gegebenenfalls auch darauf.

derStandard.at: Wie viel würde es kosten, wenn ich mich von Ihnen einen halben Tag lang beraten lassen würde?

Petzner: Das würden wir dann ausmachen.

derStandard.at: Ein Richtwert?

Petzner: Wir entscheiden von Fall zu Fall. Das hängt auch von den finanziellen Möglichkeiten des Kunden ab. Wir sind keine Abzocker. Ich will nicht reich werden mit der Agentur, sondern Spaß haben.

derStandard.at: Sie schreiben, die Arbeit der Politiker wird wegen der "stetig kritischeren Wähler" immer schwieriger. Woran machen Sie das fest, dass die Wähler immer kritischer werden?

Petzner: Das sagen ja sämtliche Studien und Analysen. Beispielsweise sterben klassische Stammwähler aus. Bei jeder Wahl muss man die Wähler immer wieder aufs Neue überzeugen.

derStandard.at: Ist das auch der Grund, weshalb die FPÖ in Kärnten im Jahr 2013 den Landeshauptmann verloren hat?

Petzner: Jede Wahl ist ein eigener Kosmos und hat ihren eigenen Spin. Den Wahlausgang im Jahr 2013 kann man mit einem Satz zusammenfassen: Peter Kaiser mit der SPÖ ist nicht zum Landeshauptmann gewählt worden, sondern die FPÖ und Dörfler wurden abgewählt. Das ist ein wichtiger Unterschied - und auch die große Achillesferse der SPÖ in Kärnten.

derStandard.at: In Kärnten laufen der FPÖ die Gemeinderäte in Scharen davon. Warum?

Petzner: Die FPÖ in Kärnten grundelt in den Umfragen nach wie vor bei ihrem desaströsen Wahlergebnis von 17 Prozent herum. Wenn sie es richtig machen würden, wären sie schon wieder viel besser. Tun sie aber nicht.

derStandard.at: Sie wurden vom Team Stronach in Kärnten engagiert. Das Team Stronach hat das Problem, keine eindeutigen Botschaften und kein Alleinstellungsmerkmal zu haben. Was könnte das sein?

Petzner: Wichtig ist: Der Petzner ist parteifrei. Ich bin kein Politiker, sondern Unternehmer. Das Team Stronach in Kärnten hat eine Anfrage gemacht, ich habe zugesagt, weil ich der Meinung bin, dass die Zusammenarbeit fruchtbar wird. Die Anfrage von Ex-FPÖler Gunzer (Vizebürgermeister in Klagenfurt, Anm.) für den Wahlkampf in Klagenfurt habe ich zum Beispiel abgelehnt. Zum Team Stronach: Ich werde keine Strategien verraten, das wäre auch ganz schön dumm, denn die Konkurrenz liest mit. Nur so viel: Man wird bald erste Ergebnisse sehen, auch wenn es insgesamt ein stetiger Prozess ist, der Zeit braucht. Das fehlende Alleinstellungsmerkmal zum Beispiel ist eine der Aufgaben, die vor uns liegen und was man nicht von heute auf morgen gelöst hat.

derStandard.at: Haben Sie Ihre Flügelschuhe noch?

Petzner: Natürlich habe ich die noch. Die sind ein Stück Zeitgeschichte.

derStandard.at: Werden Sie diese auch bei Ihren Beratungen anziehen? Oder müssen Sie jetzt seriöser auftreten?

Petzner: (lacht) Sie stellen echt böse Fragen. Die Flügelschuhe waren Teil einer bewussten Inszenierung meiner Person, und das hat wunderbar funktioniert. Wenn ich in der Disco unterwegs bin, reden mich die Kids heute noch auf die Flügelschuhe an und sagen: Das war cool!

derStandard.at: Haben Sie Ihre Outfits als Politiker öfter strategisch eingesetzt, um von bestimmten Dingen abzulenken?

Petzner: Das gehört dazu. Ich hatte zum Beispiel eine Einvernahme in der Causa Werbebroschüre. Ich habe mit Plan ein schrilles Outfit angezogen. Am nächsten Tag haben die Medien über meine Kleidung geschrieben und nicht über den Gegenstand der Ermittlungen oder was mir vorgeworfen wird. Das zeigt wunderbar, wie man Kleidung zum Beispiel einsetzen kann, um von unangenehmen Themen abzulenken.

derStandard.at: Werden Sie auch in Sachen Outfit beraten?

Petzner: Kleidung ist immer auch ein Statement und für Politiker Teil des professionellen Erscheinens. Ich habe Jörg Haider beim Nationalratswahlkampf 2008 bewusst als Elder Statesman positioniert. Dazu gehörten der perfekt sitzende Anzug, Krawatte, inklusive Füller statt Kugelschreiber.

derStandard.at: Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hat beschlossen, die Ermittlungen wegen der Wahlkampfbroschüre fortzusetzen. Könnte das geschäftsschädigend sein?

Petzner: Nein, weil ich kein Politiker mehr bin, sondern Unternehmer. Da sehe ich kein Problem.

derStandard.at: Oder Sie können es als Erweiterung des Erfahrungsschatzes verkaufen ...

Petzner: Ich sagte bereits: Wir kommen aus der Praxis und nicht aus der Theorie. Auch das gehört dazu. (Katrin Burgstaller, derStandard.at, 10.10.2014)