Die US-Band Helmet in den frühen 1990ern. Für kurze Zeit waren sie damals eine der besten Bands der Welt. Dann kam "Betty" - und damit kommen sie jetzt wieder.

Foto: Szene

Dornbirn - Die Ära rund um den umwälzenden Erfolg der Band Nirvana ist hinreichend durchleuchtet und in die Geschichtsbücher des Rock 'n' Roll eingegangen. Der seit Jahren gärende US-amerikanische Undergroundrock in den Nachwehen der Punkrevolution schwappte zu Beginn der 1990er-Jahre mit diversen lauten Bäuerchen in den Mainstream.

Zu den Gewinnern der neuen Ordnung danach zählten nicht nur originelle Bands, sondern jede Menge solcher, die lediglich weiterführten, was andere vor ihnen erfunden hatten. Siehe etwa die Erbschuld von Nirvana bei Hüsker Dü. Das galt nicht für Helmet.

Der New Yorker Band gelang ein originärer Entwurf, der auf dem 1990 erschienenen Debüt Strap It On noch etwas unfertig klang, aber bereits strahlte wie ein Rohdiamant. Helmet um den Gitarristen und Sänger Page Hamilton, nagten Hardcore und Metal bis auf die Knochen ab. Die Paarung von schnörkelloser Härte mit Präzision ergab eine Musik, die auf dem 1992 folgenden Album Meantime zur Meisterschaft erblühte und sich im neuen Mainstream unerhört frisch ausmachte.

Zwei Jahre später erschien Betty. Zur Feier des 20-Jahr-Jubiläums dieses Albums tourt man heuer um den Globus. Diese Woche gastiert Helmet in Dornbirn, Salzburg und Wien.

Doch 1994 klang das alles schon leidlich routiniert. Nicht schlecht, aber nicht mehr so dringlich und zwingend wie auf dem alles überragenden Meantime. Schon der Opener Wilma's Rainbow erschreckte mit einem genudelten Solo, Hamiltons Gesang war im Vergleich zu den ersten Alben auf Balladenkaiser gestimmt, die Band trat am Stand.

Hart formuliert, war es mit Helmet nach Meantime vorbei. Die Idee war gegessen, die Variationen, die folgten, waren eben nur Variationen und klangen halbherzig. Helmets Zusammenarbeit mit den Rappern House of Pain, die den Song Just Another Victim für den Soundtrack von Judgement Night ergab, wäre ein würdiger Schlussstrich gewesen.

Andererseits sind Helmet live bis heute eine sportive Macht, und Betty ist ja nach zirka 40 Minuten sowieso ausgespielt. Dann bleibt immer noch genug Zeit, um Songs wie Sinatra, Unsung oder Turned Out aus den Saiten zu reißen. (Karl Fluch, DER STANDARD, 21.10.2014)