Markus Stuhlpfarrer ist Vorstand von "Die Partei" in Österreich.

Foto: andreas müller

"Die Partei" rund um Markus Stuhlpfarrer.

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Wien - Markus Stuhlpfarrer (39) wurde am Sonntagabend zum Vorsitzenden des Österreich-Ablegers "Die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiativen" gewählt. "Die Partei" wurde in Deutschland vor zehn Jahren von Redakteuren des Satiremagazins "Titanic" gegründet. Der selbsternannte "Charismatiker und Menschenfischer" Martin Sonneborn ist ihr Vorsitzender. Bei den EU-Wahlen im Mai 2014 erhielt "Die Partei" in Deutschland 0,6 Prozent der Stimmen und erlangte einen Sitz im Parlament.

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"Historisches Ereignis"

Der Gründungsparteitag von "Die Partei – Österreich" wurde am Nationalfeiertag in einem Bierlokal in der Wiener Innenstadt zelebriert. Mitglieder des Parteivorstandes sowie einfache Parteimitglieder waren aus Deutschland angereist, um einerseits ihre Uniform auszuführen – grauer Anzug, blaues Hemd, rote Krawatte – Luftballons aufzublasen und reichlich Bier zu trinken. Auch Vorstandsmitglieder auf dem Podium feierten mit Schnaps und Bier das "historische Ereignis".

Generalsekretär Marcel-Pierre Hinter – er ist zugleich Vorsitzender der Jugendorganisation der Partei, "Hintner Jugend Österreich" – erklärte zu Beginn: "Schon einmal wurde deutsche Politik nach Österreich unter großem Jubel importiert – wir hoffen, dass sich Österreich auch 2014 schwertut, aus der Geschichte zu lernen".

Von den Grünen zu "Die Partei"

Hintner war übrigens noch bis vor kurzem bei den Grünen in Vorarlberg aktiv. "Dort habe ich Machtgeilheit und autoritären Führungsstil kennen gelernt", sagt er zu derStandard.at. Der Aufstieg sei ihm dann allerdings zu langsam gegangen, weshalb er zur Partei wechselte.

Reaktion auf FPÖ

Nico Wehnemann von "Die Partei – Deutschland" lobte Österreich einerseits dafür, dass Parteien hierzulande sehr einfach gegründet werden können, und andererseits dafür, dass für Parteien "hier sehr viel Geld zu holen ist". Außerdem kündigte Wehnemann an, die FPÖ "weit rechts" überholen und auf FPÖ-Plakate mit zugespitzten Forderungen reagieren zu wollen.

Es folgte eine Art Leistungsschau der Partei. Präsentiert wurde beispielsweise, wie sie im Zuge der Bundestagswahlen 2005 zu Geld kam. Als antretende Fraktion standen der Partei Wahlwerbespots im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu. Diese versteigerte sie im Internet an die Billigflugline HLX. Parteichef Sonneborn wandte sich in dem Spot an die Zuschauer und betonte das Engagement seiner Partei insbesondere gegen Schleichwerbung "gerade in ARD und ZDF" – zugleich war er im HLX-Design gekleidet und warb für die billigen Flüge.

Pflichtkissenschlagende Bürschchenschaft

Vorgestellt hat sich außerdem die "pflichtkissenschlagende Bürschchenschaft Idefixa". Die regenbogenfarbentragende Verbindung kündigte an, einen Ball in der Wiener Hofburg abhalten zu wollen. Leo Fischer, Mitglied des Bundesvorstands von "Die Partei" in Deutschland, sagte in seiner Rede: "Populismus is coming home". Schon jetzt würde "Die Partei" einen "überbezahlten Posten" im EU-Parlament besetzen – Ziel sei es, solche Posten auch in Österreich einzunehmen.

Der gesamte österreichische Parteivorstand mit Stuhlpfarrer an der Spitze wurde schließlich "mit einer einstimmigen Mehrheit von 105 Prozent" durchgewunken. Auf eine Präsentation des österreichischen Parteivorsitzenden legte man keinen Wert: "Menschen interessieren sich nicht für Lebensläufe".

Als Dankeschön für das "Durchwinken" des Parteivorstandes wurden schließlich Freibier ausgeschenkt. Für die "schmierige Presse" nahm man noch Aufstellung zum Gruppenbild. (Katrin Burgstaller, derStandard.at, 27.10.2014)