Hotels, die wie Schlösser aussehen - das gibt es nur rund ums Disneyland. Früher waren hier ausschließlich grüne Felder und vereinzelte Dörfer. Mittlerweile ist eine ganze Stadt entstanden.

Foto: Vienna International Hotelmanagement AG

Märchenschloss gibt es überraschenderweise keines in Val d'Europe - und das, obwohl das Städtchen unweit des Disneyland Paris von Disney selbst entwickelt wurde. Dafür gibt es pastellfarbene Häuser, der Rasen ist perfekt gemäht und die Hecken getrimmt. Die Straßen sind sauber und leer.

Kein Wunder: Ein Großteil der Bewohner arbeitet im Vergnügungspark Disneyland, der nur eine Shuttlebusfahrt entfernt liegt. Val d'Europe, die "New Town", wie sie genannt wird, gibt es nur dank des Vergnügungsparks. 1987 schloss der amerikanische Konzern einen Vertrag mit der französischen Regierung ab. Der Inhalt: Nicht nur den Park durfte Disney hier entwickeln, sondern auch die dazugehörige Stadt. "Val d'Europe ist das Resultat einer noch nie da gewesenen öffentlich-privaten Partnerschaft", heißt es auf der Website von Disney. Zehn Euro an privaten Geldern würden für jeden Euro von der öffentlichen Hand aufgewandt. Vier Ausbaustufen wurden vereinbart. 2010 wurde die Partnerschaft bis 2030 verlängert.

11.000 Wohneinheiten

Hinter dem Shoppingcenter (eines der größten in Europa) und einen Steinwurf vom Outdoor-Designer-Outlet wird deutlich, was sich hier getan hat. "Damals waren hier nur grüne Felder", erzählt Fabien Mutinelli vom Disneyland Resort Development. Stolz deutet er auf ein Modell der Stadt und ihrer Umgebung. Früher lebten hier in weit auseinanderliegenden Dörfern nur etwa 2500 Menschen. Heute bringt der TGV Touristen aus Paris, 2 Stunden und 15 Minuten dauert die Fahrt von London.

Insgesamt 11.000 Wohneinheiten wurden hier gebaut, 6000 davon von Disney selbst. Davon seien wiederum 20 Prozent für einkommensschwache Menschen vorgesehen, betont Mutinelli. Er deutet auf Häuser, die gegenüber des Einkaufszentrums liegen: "Das ist sozialer Wohnbau." Gerne betont das Unternehmen, wie viel man für die Wirtschaft getan hat. Es gibt im und um den Park Hotels mit fast 6000 Zimmern, 55 Restaurants. 55.000 Arbeitsplätze seien entstanden.

Österreicher im Disneyland

Unmut vonseiten der Bevölkerung habe es jedoch nie gegeben. Vom Unternehmen werden Statistiken präsentiert, wonach sich 80 Prozent der Bewohner verbunden mit ihrer Stadt fühlen. 64 Prozent seien zudem "sehr zufrieden" mit der Lebensqualität. Auf Presseanfragen reagiert man beim Unternehmen zugeknöpft. Auskunft dazu, wie streng die Auflagen für Bewohner der Stadt oder für Investoren sind, gibt es nicht. Vielleicht, weil das Disneyland Paris in der Krise steckt. Mehr als eine Milliarde Euro muss die Walt Disney Company in die kränkelnde Tochter stecken, wurde vor kurzem bekannt.

Die Österreicher, die hier mitspielen, sind aber zufrieden - etwa der Immobilienentwickler UBM. Das Unternehmen mischt hier mit den Themenhotels Magic Circus und Dream Castle mit, beides Drei-Sterne-Häuser mit 75 bis 80 Prozent Auslastung und einer eindeutigen Ausrichtung an Familien. Beide Hotels werden von der österreichischen Vienna International Hotelmanagement AG geführt. Für UBM-CEO Karl Bier ist Disney eine "Maschinerie, die sehr viel kreiert". Bald könnte es ein weiteres UBM-Hotel im Umfeld des Disneylands geben - Disney will die Stadt mehr als Konferenzstadt etablieren, auch ein Kongresscenter ist geplant.

Wachstum trotz Krise

Die Zeichen stehen also allgemein auf Wachstum trotz Krise. Als Nächstes soll eine ganz neue Zielgruppe in Angriff genommen werden: Unweit des Vergnügungsparks wird gemeinsam mit einem Partner am Village Nature gebaut, das sich an Anhänger von Ökotourismus richtet. Ein erster Teil mit mehr als 1000 Apartments und Ferienhäusern soll 2016 eröffnet werden.

Auf das Modell im Büro von Mutinelli passt das alles aber mittlerweile nicht mehr. "Stellen Sie sich eine nochmalige Vergrößerung von 40 Prozent vor", sagt er stolz, wenn er von der Zukunft spricht, und deutet mit seinem Laserpointer auf die Ränder seines Modells. Bald wird also ein noch größeres fällig sein. Denn wenn alles nach Disney's Plan läuft, dann sollen hier bis 2030 60.000 Menschen leben. (Franziska Zoidl aus Paris, DER STANDARD, 25.10.2014)