cover: universal

Alejandro Ghersi ist 24 Jahre alt, er stammt aus Venezuela und wohnt jetzt im Flugzeug. Aufgrund einer zunehmend hysterischer werdenden Suche nach allerneuesten Hypes und Styles im Netz war er schon ein Star, bevor er auch nur einen regulären Ton seiner Produzentenkünste selbst veröffentlichte.

Er wurde nicht nur zur Mitarbeit an Kayne Wests verstörend verrücktem und gerade noch geglücktem Album Yeezus verpflichtet. Arca ist auch entscheidend am derzeitigen Erfolg der jungen britischen und hier schon vorgestellten Sängerin FKA Twigs auf dem Album LP1 beteiligt. Ein weiterer Schritt Richtung Tod des Albums im schnellen Clickformat der Einzelsongs und zugekaufter Leute für das schnelle Glück auf Youtube oder Spotify: Demnächst wird er, und das ist jetzt vielleicht nicht mehr ganz so brüllend angesagt, mit Björk versuchen, ihre mit dem wenig gehörten Überkunst-Multimedia-Album Biophilia etwas im Handy-App-Bereich ins Stocken geratene Karriere wiederzubeleben.

Baureihe Miami Vice

Ob dieses Unterfangen gelingt, bleibt zumindest angesichts von Arcas jetzt vorliegendem Debüt Xen fraglich. Zwar wobbelt und wabert es auf den vom Gesang weitgehend befreiten Tracks im gewohnten Arca-Sound an der Grenze zum Außertaktgeraten. Dafür bürgt auch die im Echoraum in Einzelhaft befindliche Marschtrommel. Diese stolpert und hallt unterhalb der schneidigen Synthesizer aus der Baureihe Miami Vice. Allerdings ist man versucht, der damit bald einhergehenden Austauschbarkeit und Songlosigkeit manchmal durch Zimmerflucht zu entgehen.

Ein Markenzeichen von Hype-Produzenten ist ja unter anderem, dass heute alles derart schnell geht, dass sie nach zwei Jahren (und der Zusammenarbeit mit Björk) dann so unmodern, durchdekliniert und konsensfähig für den breiten Markt sind, dass sie dann schon für Depeche Mode Remix-Dienst schieben müssen. Wenn sie sehr viel Pech haben, müssen sie für das nächste Madonna-Album arbeiten. Sie will 2019 das Musical zurück in die Clubs bringen und plant soundtechnisch irgendwas mit brüllend modern und tanzbar. Zumindest die Frührente dürfte sich dann für Arca ausgehen. (schach, DER STANDARD, 31.10.2014)