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Das Central European Gas Hub in Baumgarten: Hier langt in der Regel Gas aus Russland ein. Ab 2020 soll es aus dem Süden fließen.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Im "Südkorridor" wollen sie alle sitzen - die russische Gasprom ebenso wie die Bauherren von Tanap und TAP, der Gaspipelines durch Anatolien und durch die Adria.

Für die Russen ist es ein PR-Trick: Sie nennen ihr South- Stream-Projekt mittlerweile auch "Südkorridor". Für die anderen geht es um eine strategische Entscheidung: Ab 2020 soll Europa vom Süden her mit Gas versorgt werden unter Umgehung der russischen Gasprom. Die Vorarbeiten für den Bau der Transadriatischen Pipeline (TAP) beginnen dabei Anfang nächsten Jahres in Albanien, wie Michael Hoffmann, ein Sprecher von TAP, dieser Tage bei einer Energiekonferenz in Istanbul ankündigte. 100 Straßenkilometer und 42 Brücken müssen in den Bergen des Balkanlandes gebaut oder instand gesetzt werden, bevor mit der Verlegung der Pipeline begonnen werden kann.

Für die Pipeline, die von Kipoi an der türkisch-griechischen Grenze über Albanien durch die Adria nach San Foca in Italien führt, müssen die TAP-Anwälte zudem Einzelabmachungen mit rund 45.000 Landeigentümern schließen.

Die Menge an Gas, die einmal aus dem Kaspischen Meer durch den Südkorridor nach Europa fließt - zehn Milliarden Kubikmeter sind für den Anfang projektiert - mag klein erscheinen, sagte Matthew Bryza, ein früherer US-Staatssekretär und 2011 kurzzeitiger Botschafter in Aserbaidschan: gerade einmal sechs Prozent der jährlichen Menge, die Gasprom nach Europa liefert. "Es wird die Welt nicht aus den Angeln heben, aber es ist eine Autobahn, die breiter werden wird", versicherte der Energielobbyist.

Ungarn will South Stream

TAP werde sehr wohl auch einen Unterschied für Länder wie Bulgarien machen, die bisher abhängig von russischem Gas sind und an die Transadriatische Pipeline angebunden werden können, hieß es bei der Konferenz.

South Stream, das Projekt der Gasprom, ist aber auch nach der Wahlniederlage des prorussischen Lagers in Bulgarien keinesfalls vom Tisch. Ungarn könnte mit dem Bau seines Abschnitts schon in sechs Monaten beginnen, erklärte der Chef des ungarischen Gasprom-Partners MVM, Csaba Baji, nun in einem Interview. (Markus Bernath aus Istanbul, DER STANDARD, 29.10.2014)